B 02
Ressourcennutzung und Territorialität 

Wie im letzten Kapitel gesehen, wurzeln die ökologisch destruktiven Aktivitäten des Menschen vor allem in einer aus machtpolitischen Motiven unterhaltenen Spirale aus Bevölkerungswachstum  und „Erschließung" bisheriger Naturlandflächen für die Landwirtschaft. Diese bringt zusätzliche Nahrung für weitere Menschen hervor, doch die wachsende Menschenzahl erfordert die „Erschließung" weiterer Flächen, deren zusätzliche Erträge eine erneut angewachsene Bevölkerung ernähren kann, bei deren fortgesetztem Wachstum jedoch weitere „Erschließung" notwendig wird. 

Mit diesem Ausverkauf der verbliebenen Naturflächen geht eine Auflösung menschlicher Gesellschaftsstrukturen und Ordnungsprinzipien für ein faires Zusammenleben einher. Denn industriell unter massivem Einsatz von Agrochemie betriebene Landwirtschaft zerstört nicht nur Böden und lässt resistente Schädlinge und Unkräuter gedeihen, sie stellt auch eine zunehmende Bedrohung für die Gesundheit durch Rückstände von Insektiziden, Düngemitteln und Unkrautvernichtern im Grundwasser und in der Nahrung dar. Die Menschen werden dazu erzogen, ihre vielfältigen Gesundheitsbeeinträchtigungen als angebliche Kehrseite der Zivilisation in Kauf zu nehmen, während es sich in Wahrheit um die Folgen des kapitalistischen Fehlmanagements dieser Zivilisation handelt, also eines grundsätzlichen Systemfehlers. Das System hat namentlich das Verantwortungsbewusstsein der Menschen allgemein und das der Entscheidungsträger im Besonderen untergraben, indem alle in einem unfreien „Agentic State“ und im Korsett einer final destruktiven „Political Correctness“ gehalten werden. Dadurch ist die freiheitlich entstandene und nur in Freiheit dauerhaft im Gleichgewicht zu haltende Zivilisation bedroht. Das betrifft sowohl das ökologische Gleichgewicht mit der Natur, als auch das - dafür die Grundlage bildende - politische Gleichgewicht. 

Systembedingter Stress infolge Bürokratismus und Erwerbsunsicherheit sowie eine Fülle bei gutem Willen leicht abstellbarer toxischer Belastungsquellen sind dabei, die zivilisierte Menschheit auf den Friedhof für bedrohte Arten zu bringen. Zu diesen Belastungsquellen zählen neben vielen anderen schädliche Plastik-Weichmacher, Schwermetalle und Antibiotika in Umwelt und Lebensmitteln, physiologisch minderwertige, u.a.Transfette, Gluten und HFCS/ High Fructose Sirup oder Süßstoffe enthalten, „dafür“ aber mineral- und vitaminarme Produkte einer ologopolisierten, oft verantwortungsfernen Lebensmittelindustrie. Hinzu treten nebenwirkungsbefrachtete und trotzdem von Gesundheitsbehörden zugelassene Arzneimittel und Lebensmittel-Zusatzstoffe Inzwischen steuert die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau in den entwickelten Ländern auf einen Wert von ca. 1,4 zu, bei welchem die Bevölkerung in jeder Generation um 1/3 schrumpft. Damit bleiben nach 7 Generationen, also etwa 200 Jahren, noch knapp 12 % der Ausgangsbevölkerung übrig, nach 400 Jahren nur noch 1,4 %. – So macht die freiheitliche Zivilisation Platz für den UN-Weltstaat.

Die menschliche Überlebensstrategie der willkürlichen Umgestaltung des Planeten hat bereits in ihrer vorindustriellen Form die Bewährungsprobe nicht bestanden, wie dauerhaft degradierte Landschaften im Orient und im Mittelmeerraum belegen. Seit dem Eintritt ins technisch-industrielle Zeitalter vor rund 250 Jahren haben die wachsenden technischen Möglichkeiten dazu verführt, in einen Wettlauf um die Ausplünderung der natürlichen Ressourcen einzutreten, in welchem sich verantwortungsvolle Behutsamkeit gegenüber egoistischer Voreiligkeit bis heute im Nachteil befindet. Inzwischen ist es namentlich das kapitalistische Streben nach Extraprofit, welches die ökonomischen Kräfte in fragwürdige Aktivitäten lenkt, die von einem ökologischen Gleichgewicht der Spezies Mensch wegführen und stattdessen hin zur ungezügelten Zerstörung von Ressourcen, Naturräumen und Lebensgemeinschaften. 

Nachdem die aufgestauten Probleme der vergangenen Fehlentwicklungen jede Perspektive auf eine harmonische oder gar glückliche  Zukunft ins Ungewisse abdriften lassen, ist es höchste Zeit für eine grundsätzliche Einsicht: Die Epoche, in welcher Menschen noch ökologisch weitgehend ungestraft alles machen konnten, wozu sie technologisch in der Lage waren, liegt bereits hinter uns. Der wachsenden Flut neuer Ideen steht der gleichbleibende Umfang der natürlichen Ressourcen der Erde gegenüber. Die Schlussfolgerung lautet, dass es mit wachsenden Möglichkeiten der Umgestaltung der Erde immer wichtiger wird, theoretisch Machbares zu unterlassen. – und zwar aus Verantwortung zu unterlassen. – Wer diese Notwendigkeit nicht hundertprozentig nachvollziehen kann, sollte sich noch einmal die Zahlenbeispiele auf den letzten Seiten des Kapitels A 29. “Widersprüche” ansehen.

Vor diesem Hintergrund wird weiterhin klar, dass es die rücksichtslose Priorisierung des Profitstrebens - letztlich aber des Machtstrebens - im Kapitalismus ist, welche sich dem verantwortungsvollen, rationalen und disziplinierten Unterlassen von technisch möglichen Aktivitäten entgegen stemmt – so dass sich der Raubbau an der Natur (wie auch an Menschen) entgegen allen Lippenbekenntnissen und versteckt hinter einem zusammenhanglosen Aktionismus der Politik ungezügelt fortsetzt, stets angetrieben vom Lockmittel des Geldes (oft in der unauffälligen Verpackung lukrativer Posten, denen die Amtsinhaber nicht zu entsprechen vermögen, meistens aber nicht wollen). 

Das gebotene Unterlassen aus Verantwortung fehlt vor allem in den verbliebenen tropischen und subtropischen Naturlandregionen. Die dortigen Aktivitäten zur „Erschließung" nehmen unter dem Einfluss großer Konzerne zunehmend den Charakter eines Raubbaus an, zu dessen Erkennungszeichen der Gigantismus gehört - gigantische Flächen, gigantischer Maschineneinsatz, gigantische Spritzmittelanwendung und gigantische Geldbewegungen. Weltmarktprodukte wie Bananen, Ananas, Ölpalmenfrüchte oder Kakao werden immer weniger von selbständigen Bauern erzeugt und autonom über Genossenschaften vermarktet, sondern in großen Monokultur-Plantagen. Anders als in den Polykulturen der Bauern nimmt dort die Bodenfruchtbarkeit mit der Zeit ab, weil Mineralien einseitig entnommen werden, die Bodenfauna vergiftet und die Humusregeneration gestört wird (wodurch auch zusätzliches Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gelangt). Zudem werden die Pflanzen anfälliger und die Erträge sinken. Dagegen bieten Großkonzerne der Agrochemie praktische „Patentrezepte“ wie Kunstdünger, Insektizide, Herbizide (Unkrautvernichter) und Fungizide (Pilzbekämpfungsmittel). Genmanipulierte Hochertragssorten verbergen hinter attraktiven Vorteilen oft die Kehrseite mangelhafter Nachhaltigkeit. Der Patentschutz auf das Saatgut verbietet zudem die Wiederaussaat der geernteten Körner, was hohe Saatgutkosten verursacht. Namentlich bei Soja, Raps und Mais hat man höhere Ertragsleistung gentechnisch mit Resistenz gegen ein Herbizid (Unkrautvernichtungsmittel) desselben Herstellers kombiniert. Wer das Herbizid korrekt einsetzt, erzielt in den ersten Jahren höhere Erträge und spart Arbeitsaufwand. Doch erstens fallen höhere Kosten für Dünger an, zweitens belastet dieser Dünger das Grundwasser und tötet Bodenlebewesen und drittens muss auch die Herbizid Dosierung gesteigert werden, wenn in Folgejahren „Superweeds“ auftauchen - Unkräuter mit Resistenzen gegen immer mehr verschiedene Herbizide in immer höherer Konzentration. Vielfach musste diese Art von Anbau wieder aufgegeben werden - unter Zurücklassung eines vergifteten Bodens. 

Aktuell rollt eine breit angelegte Dauer-Propaganda-Welle für vegetarische und vegane Ernährung. Die wissenschaftlich klingenden Begründungen weisen jedoch prinzipielle Mängel auf. Beispielsweise lässt sich die unzutreffende Behauptung, die menschliche Spezies wäre von Natur aus den Pflanzen(fr)essern zuzurechnen, leicht durch einen Abgleich mit fossilen Schädeln z.B. der Vormenschen Spezies Australopithecus boisei und Australopithecus robustus widerlegen, die mit ihren viel breiteren (prämolaren und molaren) Backenzähnen tasächlich Pflanzenfresser waren, anders als ihre weitläufigen Verwandten Australopithecus afarensis und A. Robustus, deren Bezahnung der des heutigen Menschen ähnelte. Der menschliche Darm ist auch zu kurz, um Pflanzennahrung optimal ausnutzen zu können. Vor allem aber führt eine rein vegane Ernährung zu einer physiologischen Mangelernährung, in welcher namentlich Proteine knapp sind und es zu einer bedenklichen Unterversorgung mit Vitamin B12 und HDL-Cholesterin kommt.

Letztgenannter Mangel gefährdet die Fruchtbarkeit und Sexualität - was sich mit einer vegetarischen Ernährung, die wenigstens Eier zulässt, vermeiden ließe. Vitamin B12-Mangel beeinträchtigt v.a. das Funktionieren des Nervensystems, was während einer Schwangerschaft zu schweren Hirnschäden beim Ungeborenen führen kann. Eine Unterversorgung mit Vitamin B12 ist in der kapitalistisch beherrschten Zivilisation ohnehin schon weit verbreitet, u.a. weil Rinder zunehmend nicht mehr auf der Weide grasen, sondern in Ställen oder „Feedlots“ gehalten und dort mit Silagefutter vom Acker (Mais, Soja, oft mit Rückständen kanzerogener Herbizide) gefüttert werden.

Auch hinsichtlich der ökologischen Folgen veganer Ernährung ist der Propaganda Charakter der angeblich gesundheitsbesorgten „Aufklärung“ leicht durchschaubar, indem die Vorteile einseitig und überhöht präsentiert werden, die teilweise desaströsen Nachteile aber verschwiegen. Das betrifft ganz besonders die Bedrohung der heute noch größtenteils als naturbelassenes Weideland bodenschonend genutzten Savannen und Grasländer Südamerikas. Wenn auch diese riesigen Flächen zu Ackerland umgebrochen werden, droht dem Kontinent dieselbe Verwüstung, die jetzt bereits in Afrika im Gange ist - nur unter noch stärkerer Einflussnahme von „Investoren“. Die Propagandamaschinerie des Kapitalismus suggeriert den Menschen, dass Fleischkonsum moralisch bedenklich wäre, weil man auf denselben Flächen, die jetzt noch Weideland sind, ein Vielfaches an Nahrung erzeugen könnte, wenn man sie in Ackerflächen verwandeln würde – soweit sachlich korrekt. Wer so kurzsichtig argumentiert, übersieht jedoch zwei Fakten, erstens zieht die Beseitigung der natürlichen Vegetationsdecke ungefähr eine Verhundertfachung der Bodenabtragung und Erosion nach sich - noch einmal gesteigert bei Herbizideinsatz. Zweitens ist die Vorstellung, mit mehr Nahrungserzeugung irgendein Zukunftsproblem lösen zu können, nicht nur völlig realitätsfern, sondern in der Konsequenz verheerend – weil die Zeit für unumgängliche, echte und nachhaltige Lösungen weiterhin verschlafen wird. Indem der Fokus – im fortgesetzt perzeptuellen Wahrnehmungsmodus – starr auf mehr Nahrungserzeugung um jeden ökologischen Preis gerichtet wird, weicht man der grundsätzlichen Notwendigkeit einer Selbstbeschränkung bei der menschlichen Reproduktion weiterhin aus – und gefährdet dadurch alle grossen Gleichgewichte auf der Erde - die ökologischen, die sozialen und die politischen. 

Der internationale Handel mit Agrarprodukten stellt einen weiteren Bereich destruktiver kapitalistischer Einflussnahme dar. Riesige Konzerne der Lebens- und Genussmittelbranche spielen die einzelnen Anbieter für agrarische Rohstoffe unter Ausnutzung ihrer oligopolistischen Marktposition fast nach Belieben gegeneinander aus (zu deren Ursachen siehe Kapitel A 2. und A 9.). Das Resultat besteht nicht nur in äußerst geringen agrarischen Erlösen bzw. Arbeitslöhnen in den betreffenden Drittweltländern, sondern auch in einem Absterben ganzer landwirtschaftlicher Produktionszweige in den Industrieländern.   

Mit dem elektronischen Börsenhandel und dessen Beherrschung durch Geldmagnaten verschlimmert sich das Preisdumping weiter - mit der Folge einer Entvölkerung der ländlichen Regionen in den entwickelten Ländern, weil immer mehr Landwirte aufgeben und ihr Land an Firmen und Investoren verkaufen müssen.

Die Konsumenten in den „westlichen“ Ländern werden kaum über diese Verzerrung des Agrarmarkts kaum informiert. Doch ganz im Sinne der Förderung einer rein perzeptuellen Wahrnehmung erfahren sie von Zeit zu Zeit, wie verschwindend gering der Erlösanteil des Bauern in Lateinamerika oder Afrika an dem vom “westlichen” Konsumenten bezahlten Verkaufspreis zum Beispiel für eine Tropenfrucht ist. Untersuchungen erbrachten Anteile im kleinen einstelligen Prozentbereich, im allgemeinen etwa 2%. 

Angesichts solcher Zustände hat sich eine Fair Trade-Bewegung geformt, deren Name die korrekte Annahme transportiert, dass der Überseehandel insbesondere mit unterentwickelten Regionen im Normalfall nicht fair vor sich geht. Jedoch suchen die Teilnehmer die Ursachen an falscher Stelle innerhalb der Kette zwischen  Produzenten und Endkunden – und haben ein Label geschaffen, über welches dem Kunden ein meistens höherer Preis als für vergleichbare nicht gelabelte Ware abverlangt wird – mit dem Versprechen, dass es den Produzenten damit besser gehen würde. 

In Wahrheit gehören jedoch die (vielen) Produzenten und die (vielen) Kunden gleichermaßen zu den Ausgebeuteten in diesem größtenteils von Oligopolen geprägten Überseehandel. Eine Ausnahme bildet der insgesamt fair marktwirtschaftlich funktionierende  Kaffeehandel. Ansonsten bringt die Macht der Oligopole in den Lieferketten überhöhte Preise für die Verbraucher, während die Produzenten für dieselben Produkte mit Niedrigstpreisen abgespeist werden. Die offenkundige Marktstörung hat auch in diesem internationalen Rahmen ihre Ursache in einer Kooperation zwischen Staat(en) und Kapital. Indem rund 200 Staaten beteiligt sind, geniessen die jeweils branchenweise weltweit im Schulterschluss auftretenden vergleichsweise wenigen internationalen Konzerne den Extra Vorteil, diese vielen Staaten gegeneinander ausspielen zu können. Dabei geht es um das Erzielen der konzernfreundlichsten Bedingungen bei den Genehmigungsverfahren, bei den staatlichen Auflagen, bei der Zollabwicklung, bei der Organisation der Containerlogistik und bei den Operationsmöglichkeiten für den Banksektor. Wohin man in der Welt auch blickt – überall sind die betreffenden Bestimmungen für Im- und Exportgeschäfte bemerkenswert kompliziert – jedoch nur für die kleinen Marktteilnehmer, die sich allein schon bei den Zollformalitäten einem Wust von Bürokratie, Zeitverschleppungen und Willkür gegenübergestellt sehen.  

Während bereits seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 ein freier Welthandel offiziell propagiert wird, zeigt die Realität für die „Kleinen“ enorme Hindernisse. Begriffe wie "lizenzierter Importeur” oder “autorisierter Importeur” sagen bereits sehr viel über die Kräfte aus, die den freien Markt behindern und verfälschen. Wirklich “freier Welthandel” würde bedeuten, dass jeder nach Belieben im- und exportieren dürfte. Wäre das der Fall, würden viele kleine Marktteilnehmer mit den etablierten Oligopolen in einen Wettbewerb der günstigsten Lieferketten eintreten, der ein wesentlich schlankeres Preisniveau für Endkunden mit sich brächte. 

Gleichzeitig ständen auch viele kleine Exporteure untereinander im echten Wettbewerb um die Erzeugnisse der Produzenten, die nun höhere, tatsächlich faire Verkaufspreise durchsetzen könnten. Ähnlich wie bei den Zulassungsbedingungen für Medikamente sind es die vom Staat gesetzten Hindernisse, die den fairen Markt (zer)stören, indem deren Gestaltung darauf hinausläuft, dass sie von den grossen Konzernen weitgehend automatisiert bewältigt werden können, während sich kleine Unternehmen und einzelne Selbständige mühsam durch ein Dickicht quälen müssen und dabei zusätzlich mancherlei Behördenwillkür ausgesetzt sind.

Die gutgemeinte Fair-Trade-Bewegung erweist sich somit als völlig ungeeigneter Ansatz, um einen tatsächlich fairen Markt mit dem Ziel herzustellen, die kleinen Produzenten an auskömmliche Verkaufserlöse gelangen zu lassen. Wirklich fair - nämlich frei und unreglementiert  gehandelte Welthandelsprodukte sind nicht teurer, sondern billiger als die aktuell unfair gehandelten und bieten zugleich mehr Erlös für den Produzenten. Denn der Wettbewerb vieler kleiner Importeure, Exporteure und Logistikunternehmen verhindert die Oligopolbildung in den Lieferketten. 

Dass diese Einschätzung der weltweiten Handelsverflechtungen die exakt treffende ist, belegen auch zwei weitere Beispiele. Im ehemals jugoslawischen Nord Mazedonien ist traditionell viel Textilindustrie angesiedelt. Nach der Umstellung von der sozialistischen Planwirtschaft auf eine angebliche Marktwirtschaft haben sich die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten allerdings verschlechtert, indem immer weniger langfristige Arbeitsverträge geboten werden und das Lohnniveau kaum noch zum Existenzminimum reicht. Dagegen sind Kritiker schnell bei der Hand, die angeblich ausbeutenden Unternehmer anzuprangern. In einem dokumentierten Beispiel kam jedoch ans Licht, dass dort ähnlich wie im internationalen Seehandel der Löwenanteil des Erlöses in der Lieferkette absorbiert wird. So erhält die produzierende Firma für ein Hemd, das den mitteleuropäischen Kunden 50 bis 60 Euro kostet, ungefähr 3 Euro. Ein befreiter Handel mit vielen im Wettbewerb operierenden Lieferketten würde es erlauben, diese extreme Spanne (die in gar keiner Weise die wahren Logistikkosten widerspiegeln kann) erheblich zu reduzieren. Eine andere Bestätigung liefert Chinas gewaltiger Aussenhandel, an welchem „westliche“ Reedereien, Importeure, Großhändler und Handelsketten in riesigem Masse mitverdienen. Wie gross die erzielbaren Margen dabei sind, zeigt der Erfolg des chinesischen Großprojekts der Neuen Seidenstrasse, einer modernen Bahnverbindung, die von den Industriegebieten Chinas über Kasachstan, das südwestliche Russland, Weissrussland und Polen bis nach Duisburg in Deutschland führt. Diese Bahnstrecke umgeht den kapitalistisch kontrollierten internationalen Seeverkehr. – Die gigantischen Geldsummen, um die es da geht, mahnen allerdings zu extremer Wachsamkeit, denn die eigentlich begrüßenswerte chinesische Initiative führt zugleich die Gefahr vor Augen, dass der Kapitalismus dem Zusammenbruch seiner extrem profitablen Geschäftsmodelle (insbesondere nachdem die für die zweite Jahreshälfte 2022 geplante chinesische Kryptowährung dem Dollar als Welthandelswährung ernste Konkurrenz machen wird) mit militärischer Gewalt  begegnen könnte.

Aber nicht nur in rückständigen Ländern treiben die von Oligopolen diktierten Dumpingpreise immer mehr Landwirte in Bedrängnis. Im „Westen“ sehen sich diese vor die Entscheidung gestellt, entweder aufzugeben oder  zu rationalisieren und den Betrieb zu vergrößern. Die Äcker werden der Maschinengröße entsprechend zu größeren geschlossenen Flächen zusammengefasst, so dass kleine Wirtschaftswege mit ihren grünen Randstreifen und Hecken wegfallen. Die somit ausgeräumte Landschaft ist ökologisch verarmt und von Ackerchemie abhängig. Schließlich können selbst die hochmechanisierten großen Landwirtschaftsbetriebe unter dem fortwährenden Preisdumping immer häufiger nicht mehr kostendeckend produzieren und geben einer nach dem anderen auf.

Als Käufer des Landes aufgegebener Betriebe treten zunehmend große Firmen auf, welche auf noch größeren Flächen und mit ökologisch destruktiven Arbeitsweisen voll industrialisierte Landwirtschaft betreiben. Dafür liefert u.a der Sojaanbau ein abschreckendes Beispiel. Dieser wird bevorzugt unter Einsatz genmanipulierter Sorten und gesundheitsschädlicher Herbizide (Unkrautvernichter) auf z. T. riesigen Monokultur Flächen betrieben. Ein abgeerntetes Riesen-Sojafeld bietet inmitten grüner Landschaft das trostlose Bild einer Vollwüste. Genau diese Assoziation ist auch treffend, denn die Bodenabtragung auf den gegen Wind und abfließendes Wasser schutzlosen Grosse Parzellen ist ohnehin erheblich und wird durch die über lange Zeitabschnitte völlige Vegetationsfreiheit noch gesteigert.

Die mittelständische Sozialstruktur mit Familienfarmen bzw. Bauernhöfen wird durch eine Hierarchie ersetzt, in welcher die Firmeneigentümer, beispielsweise Aktionäre, aus der Ferne die Überschüsse abkassieren, die auf dem Hof von einem angestellten Verwalter und einer Schar von unterbezahlten Hilfskräften erwirtschaftet werden (Absentee Ownership).. 

Die Landkäufe großer Firmen finden vor allem in Afrika, Lateinamerika, Angloamerika und Asien statt, zunehmend aber auch in Europa, wo es für den Ankauf von Land selbständiger Kleinbauern durch Firmen und finanzstarke Einzelpersonen auch noch Fördermittel der EU gibt. Von diesem Ausverkauf von Bauernland ist das vergleichsweise arme Rumänien in besonderem Masse betroffen. Das sich so ausbreitende kapitalistische Raubbau Prinzip steuert allerdings auf ein Timeout zu. Beispiele liefern u.a. Flächen im Mittleren Westen der USA und in Argentinien, auf denen jahrzehntelanger Großeinsatz von Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden bereits so viele multiresistente Schädlinge und Unkräuter hervorgebracht haben, dass selbst hohe Dosissteigerungen nicht mehr weiterhelfen und Flächen aufgegeben werden müssen. 

Als hoch intelligente Menschen haben die Kapitalisten alle diese soziologischen und ökologischen Fehlentwicklungen und deren unvermeidbares Timeout selbstverständlich längst begriffen. Die Missstände nicht etwa abzustellen, sondern stattdessen zu verschlimmern, müssen von ihnen daher einkalkuliert sein, als integrierter Bestandteil ihrer Strategie. Kapitalistische Strategien haben stets einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der psychologischen Beeinflussung von Menschen. 

Es erhebt sich daher die Frage, welche verborgene Absicht dahinter steckt, dass man die Bürger in den über 30 Jahren seit Auflösung der Sowjetunion 1991 eine sich beschleunigende Verwandlung der gemäßigt kapitalistischen Mixed Economy in einen  Raubtierkapitalismus miterleben lässt. Wenn die Mieten bei stagnierenden Einkommen steigen, wenn immer seltener langfristige Arbeitsverträge abgeschlossen werden, wenn Krisen wie 2008 und dubiose Vorkommnisse im Finanzsektor (z.B. Cum-Ex) die Vermögensumverteilung von unten nach oben vorantreiben, wenn unzählige Umweltsünden an den Tag kommen und wenn die Energiepreise durch die Decke gehen – dann weckt das zwangsläufig den Wunsch nach gründlicher Veränderung. Einem Wechsel weg von der aktuellen Variante des Kapitalismus wird damit von den Systembetreibern bereits seit langem der Weg bereitet.  Die Bürger können daher ganz sicher sein, dass die  Zielsetzung bei der bevorstehenden Systemumstellung nicht etwa in der notwendigen demokratischen Kontrolle des Finanz Establishments besteht, sondern im Gegenteil in deren undemokratischer Stärkung.

Wie im Anhang C 4. erläutert wird, führt diese Zielrichtung über die publikumswirksame Korrektur einiger unübersehbarer kapitalistischer Missstände zu einer tatsächlichen Maximierung der diesen Missständen zugrunde liegenden Ursachen. Denn diese liegen in der Macht des Geldes, die mit der anvisierten Einrichtung des UN-Weltstaates der globalen Kontrolle einen entscheidenden Schritt näherkäme. Kontrolle der Menschen durch ihrerseits unkontrollierte und unsolidarische Machthaber läuft auf eine unfaire Willkürherrschaft hinaus, in welcher keine Weiterentwicklung stattfinden kann und stattdessen Abhängigkeiten zementiert werden.

Hinter all diesen kapitalistischen Antientwicklungen steckt letztlich Verantwortungslosigkeit, und zwar sowohl gegenüber Menschen wie auch gegenüber der Natur und ihren Gleichgewichten. - Die positiven Erfahrungen mit dem freien Unternehmertum in der Marktwirtschaft zeigen, dass Verantwortung in einer engen psychologischen Verbindung zum Eigentum steht. Allein schon aus diesem Befund leitet sich eine Absage an industrielle Landwirtschaft in der Hand von Firmen und „Investoren“ ab, denn in dieser wird die Bewirtschaftung weisungsgebundenen Verwaltern und Angestellten überlassen, also Personen, die im „Agentic State“ handeln. Eine ebensolche Absage ergibt sich auch an jede andere Bewirtschaftung im Auftrage abwesender Eigentümer sowie an Pachtverhältnisse als Dauerzustand. Selbständiges Wirtschaften auf eigenem Land sollte daher steuerlich entlastet werden.

Bei öffentlichen Flächen kann sich dann ein Verantwortungsgefühl entwickeln, wenn es gelingt, ein  Bewusstsein für gemeinsames Eigentum herzustellen. Dieses (Verantwortungs-) Bewusstsein kann sich ausschließlich unter den Bedingungen einer freien Nation voll entfalten, welche die demokratische Kontrolle über ihr Gemeinschafts Territorium ausübt. – Bei einer Ansammlung abhängiger, entwurzelter Untertanen findet das Prinzip dagegen psychologisch keinen Ansatzpunkt, wie der Vandalismus, die Achtlosigkeit und auch die vielen Graffitis in den Großstädten zeigen, wobei letztere als kleinräumig-tribalistische Reviermarkierungen und Zeichen der Desintegration der Nation gedeutet werden können. 

Die freiwillige Selbstbeschränkung aus Verantwortung hat allerdings noch etwas Wichtigeres als die Eindämmung von Graffitis zum Ziel, nämlich eine im demokratischen Konsens vereinbarte und rational definierte Begrenzung des Flächen- und Naturverbrauchs (siehe auch Kapitel A 10. „Projekte“). Die Forderung nach demokratischem Konsens entspricht der menschlichen Organisation in Nationen, welchen jeweils die Verantwortung für die nachhaltige Nutzbarkeit ihres Territoriums zukommt.

Die bisher verwirklichten Ansätze zur Selbstbeschränkung erfassen lediglich Teilaspekte wie z. B. Artenschutz Initiativen oder Einrichtung von Nationalparks, welche nicht zufällig größtenteils auf dem bewährten Prinzip der Territorialität basieren. Im Unterschied zur großen Politik praktizieren gut geführte Nationalparkverwaltungen das Prinzip nachhaltiger Verantwortlichkeit und sorgen für rationaleUmweltaufklärung der Besucher sowie Integration der lokalen Bevölkerung in die Schutzmassnahmen. Im Kontrast dazu versucht tribalistische Politik den Umweltschutz vor allem über unausgereifte Kontrollen und Verbote durchzusetzen - mittels weltweit Hunderttausender Vorschriften, Millionen von Verbotsschildern, Videoüberwachung, Vertreibung von Ortsansässigen, Verbot von Fischerei für den lokalen Bedarf und Einsatz bewaffneter Rangers gegen Wilderer - mit viel Aufwand und unnötig polarisierenden Folgen. 

Ein wirklich umweltfreundliches Verhalten erwächst nicht durch verschärfte Vorschriften und Kontrollen, sondern eine positive Einstellung der Menschen zur Umwelt – zu ihrer Umwelt. Die kann allerdings nicht gedeihen, wenn Einheimischen ihre angestammten Einnahmequellen, beispielsweise als Sammler von Wildfrüchten, ersatzlos entrissen werden. Als Ergebnisse der bevorstehenden Gesellschaftsreformen wird – zusätzlich zu den Effekten des „Autonomous State“ – auch die Emanzipation der einfachen Bürger dazu beitragen, dass sie ein Bewusstsein von der Umwelt als ihrem gemeinsamen Eigentum entwickeln, mit dem schonend umzugehen eine Selbstverständlichkeit ist. 

Dass die Nation als Eigentümer einen geeigneten Rahmen für das Applizieren von ressourcenschonendem Verhalten abgibt, zeigt u.a. das Beispiel der Fischerei in isländischen Gewässern. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Island seine Fischereizone um die Insel herum zu Lasten der internationalen Gewässer schrittweise erweitert, um dem ungebremsten Zugriff auf den Fischbestand durch Fabrikschiffe aus den verschiedensten Ländern Einhalt zu gebieten. Da Isländer eher Bereitschaft entwickeln, isländische Fischbestände zu schonen als Angehörige anderer Nationen, funktioniert das System im Sinne der nachhaltigen Nutzungsmöglichkeit, also in einem Gleichgewicht zwischen Nachwachsen der Bestände und Entnahme.

Eine originär positive emotionale Einstellung zum Gemeinschafts Territorium lässt sich auch bei Naturvölkern beobachten, insbesondere, wo besondere Punkte als heilige Orte verehrt werden. Entsprechend sollte auch jedem Naturschutzgebiet eine solche Position besonderer Wertschätzung und emotionaler Verbundenheit zukommen. Das kann aber nur dann wirklich gelingen, wenn die Menschen der Natur näher gebracht werden und nicht aus ihr ausgeschlossen – so wie es einige psychologisch und ökologisch unbedarfte Extrem-Naturschützer und Politiker zunehmend durchsetzen, die komplette Gebirgszüge und selbst grössere Inseln gegen jeden Besuch abriegeln, statt in einen wissenschaftlich begleiteten Ökotourismus einzusteigen. 

Für die freien Nationen ist eine positive Einstellung zum Gruppenterritorium eine der Voraussetzungen für ihre Befreiung von unfairen Machtansprüchen. Diese Befreiung dauerhaft zu sichern erfordert einen konstruktiven Gegenentwurf zur Ressourcenplünderung durch unkontrolliert  Mächtige und besteht im Bekenntnis zu einem nachhaltig tragfähigen Gleichgewicht mit der Natur - ohne weitere Zerstörung natürlicher Lebensräume, ohne künstliche Nahrungsmittel, ohne Vergiftung der Umwelt, ohne Wildwuchs von fragwürdigen Projekten und ohne die Perspektive eines sich immer weiter mit Menschen füllenden, zersiedelten Planeten

Im Gegenteil, so ist zu fordern, soll die in der fehl gemanagten Zivilisation über Jahrzehnte entstandene defizitäre Fruchtbarkeit in den zivilisierten Ländern als Chance begriffen und genutzt werden, um die schon bestehende, aber verschwiegene Möglichkeit zur substanziellen Verlängerung der gesunden und aktiven Lebenszeit demographisch weitgehend neutral voranzubringen und die Bevölkerungszahl auf einem etwas niedrigeren Niveau langfristig zu stabilisieren (vgl. Kapitel A 32. gegen Ende). Genau diese stabile Demographie bietet die Voraussetzung für die Wiederherstellung der natürlichen Gleichgewichte, welche auch eine schrittweise Umstellung der Landwirtschaft auf nachhaltige, rein ökologische Produktionsweisen umfasst. Im vorigen Kapitel B 1. hieß es dazu: “Die rationale Ethik führt zu dem nachdrücklichen, weltweit gültigen Appell, dass niemand mehr Nachkommen in die Welt setzen soll, als er in Wohlstand aufzuziehen vermag. Ein individuelles Abweichen von diesem Grundsatz lässt sich natürlich nicht immer vermeiden, auf gesellschaftlicher Ebene ist aber die jeweilige Regierung verantwortlich.” 

Die Wiederherstellung der verlorenen ökologischen Gleichgewichte wird die Menschheit nach Überwindung des Kapitalismus noch auf Jahrzehnte bis Jahrhunderte beschäftigen, während deren langfristiger Erhalt voraussichtlich in der Zukunft eine Daueraufgabe bleiben wird. Das Meistern dieser Aufgabe hat allerdings eine zwingende Voraussetzung, nämlich die im gleichnamigen Kapitel 33. behandelte dauerhafte Bewahrung der Freiheit. Ausschließlich freie und demokratische Nationen können ihre Naturressourcen erfolgreich gegen verantwortungslosen Raubbau und vordergründige Profitinteressen verteidigen. Wie die Freiheit der Menschen selbst kann daher auch die Natur nur dann dauerhaft verteidigt werden, wenn das  (Zitat aus A 33.)  „Gesetz der unaufhörlichen Machterweiterung respektiert“, wird und es  ... „der freien Nation nutzbar“macht und zwar als „stetige Machterweiterung der Nation zu Lasten ihrer politischen Vertreter“. Das ist die einzige nachhaltige Antwort auf korrupte Politiker, die bedenkenlos Bürgerinteressen und Naturbewahrung hinter Konzerninteressen zurückstehen lassen, wenn sie ökologisch destruktive Grossprojekte mit Sondergenehmigungen durchwinken.