B 03
Grosse Nationen und Allianzen

Im Kapitel  A 34. “Klassenlose Gesellschaft?” wurden die Bedingungen für die Höherentwicklung des menschlichen Zusammenlebens hin zur idealen Gesellschaft erläutert. Dort hieß es: “Wie jede Evolution kann die Höherentwicklung der Gesellschaft prinzipiell unbegrenzt weitergehen - und zwar so lange, wie auch die Bedingung dafür erfüllt bleibt, nämlich die Weiterentwicklung ihrer Individuen – also ihrer Freiheit”. Freiheit aber, so wurde in Kapitel A 33. festgestellt, kann ausschließlich durch eine nie endende Erweiterung der demokratischen Macht der Nation dauerhaft gewährleistet werden. 

Diese Erweiterung geht automatisch zu Lasten der Macht der demokratisch gewählten Repräsentanten des Staates und läuft auf eine generelle Reduktion der Staatsmacht hinaus. Begrenzt man aber die Macht des Staates und seiner Repräsentanten, wird dadurch auch die straffe Organisation gelockert, welche sich historisch seit dem Aufkommen von Städten bei der Aussenverteidigung bewährt hatte. In Kapitel A 18. “Anonymität, Macht und ihre destruktiven Folgen” hiess es dazu unter Punkt 3.:

„Indem in den frühen Städten für die Verteidigung viele Leute beisammen waren, boten sie mehr Sicherheit gegenüber äußeren Feinden. Allerdings stellte die militärische Koordination von vielen untereinander überwiegend unbekannten Männern eine große Herausforderung dar. Im Ergebnis setzte sich eine straffe hierarchische Befehlsstruktur mit Machtakkumulation an der Spitze durch. – Kein anderer Effekt in der Menschheitsgeschichte hatte dermassen – wortwörtlich - destruktive Auswirkungen. Allein schon deshalb entscheidet sich namentlich an der Fähigkeit, mit diesem Phänomen kühl-rational umgehen zu können, die Zukunftstauglichkeit der Spezies Mensch“.

Danach bringt eine Reduktion der Macht ziviler und militärischer Führungspersonen zwangsläufig eine Verminderung der äusseren Sicherheit mit sich, indem die  Koordination der Verteidigungsanstrengungen an Straffheit verliert. Will man also die Freiheit dauerhaft etablieren, muss man zwar einerseits die Macht des Staates und seiner Vertreter beschränken, aber andererseits das Problem der resultierenden  Sicherheitsschwäche ebenso dauerhaft lösen. Für die Art der Problemlösung bietet die bisherige Geschichte, also die Evolution der Formen des menschlichen Zusammenlebens, einige klare Hinweise. Freiheit und Demokratie gab es bereits im antiken Griechenland, aber das Doppelprinzip konnte sich damals nicht nachhaltig durchsetzen, immer wieder lösten Phasen diktatorischer Herrschaft die freiheitlich-demokratischen ab. Erst die Römer konnten während der langen Epoche ihrer Republik zeigen, dass es die überlegene Position einer führenden Nation ist, die den erforderlichen äußeren Sicherheitsspielraum für eine dauerhafte Etablierung freiheitlich-demokratischer Konzepte zu bieten vermag. Es wird ein Regelkreis erkennbar, der  fünf Etappen umfasst: 1. Freiheit, diese bildet die Voraussetzung für 2. eine technologische Führungsposition, diese schafft 3. eine regionale militärische Überlegenheit, was mit der Zeit 4. eine territoriale Expansion ermöglicht, die ihrerseits aus der regionalen 5. eine überregionale militärische Überlegenheit werden lässt. Diese stellt ihrerseits die Voraussetzung dafür dar, dass die Freiheit erhalten bleibt, womit sich der Regelkreis bei 1. im Sinne einer dauernden Selbstverstärkung schließt. Vereinfacht ausgedrückt bildet Freiheit die Voraussetzung für die Stabilisierung der souveränen Führungsposition und die Führungsposition ihrerseits die Voraussetzung für die Stabilisierung der Freiheit. 

Diese Selbstverstärkung kann unter definierbaren Voraussetzungen so lange weiterlaufen, bis alle Nationen der Erde in einem Weltstaat vereinigt sind. Als Produkt einer kapitalistenabhängigen UNO brächte ein ohne diese Voraussetzungen konstruierter Weltstaat dagegen keine dauerhafte Stabilität. Denn weitaus schlimmer noch als in dem seelenlosen Konstrukt der aktuellen EU läge eine lediglich administrative und durch (vermeintliche) materielle Vorteile zusammengehaltene Ansammlung tribalistisch uneiniger Völker vor. Ein solches Kunstgebilde, ein konzeptlos zusammengeschusterter Weltstaat, ist allerdings genau das, was Kapitalisten den Bürgern über die Medien mit dem Stichwort “Neue Weltordnung” als Lösung aller politischen Probleme vorgaukeln lassen. Der dahinter stehende Grundgedanke ist recht einfach. Wenn man Komponenten, die untereinander  (sehr) wenig kompatibel sind, trotzdem zusammenfügen will, muss man einige Gewalt anwenden – die sich mittels der Macht des Geldes aktivieren lässt. Indem jedoch das gesamte Konzept Macht  keinerlei  Zukunftstauglichkeit hat (siehe u.a. Kapitel A 30. “Widersprüche”), ist auch die synthetisch-administrative Schaffung eines globalen Super-Staates eine leere Fiktion. - In dem gegebenen und sich ständig erweiternden Milieu der technischen Zivilisation wird der laufende weitere Fortschritt im Wesentlichen von freien Menschen kreiert – diesen gehört folglich die Zukunft, nicht Untertanen im “Agentic State”.

Bis zu einem in ferner Zukunft möglichen und sich dann harmonisch als freie Assoziation formenden Globalstaat ist es allerdings noch ein unbekannt weiter Weg, denn es geht nicht um einen Verwaltungsakt, sondern um einen komplexen Entwicklungsprozess, genauer eine Höherentwicklung, und die muss an der Basis beginnen – bei den individuellen Menschen.

Historische Entwicklungen sind stets, wie es Karl Marx erkannt hatte, Evolutionen, was bedeutet, dass sie auch den Evolutionsgesetzen unterliegen. Bisher haben weder Soziologie noch Geschichtswissenschaften diesem  Gedanken die angemessene Beachtung geschenkt – mit dem Ergebnis, dass eine bemerkenswerte Zukunftsblindheit zu den Wesensmerkmalen kapitalistisch beeinflusster Gesellschaften werden konnte. Das gibt Veranlassung, den Ansatz nachholend zu beleben. - Nach Karl Marx kann sich eine Gesellschaft nur dann weiterentwickeln, wenn sich seine individuellen Mitglieder weiterentwickeln (Kapitel A 34. “Klassenlose Gesellschaft?). Diese Gesetzmäßigkeit auf die nächsthöhere Stufe übertragen bedeutet, dass auch Gesellschaften erst hoch genug entwickelt sein müssen, bevor sie sich erfolgreich zu größeren Einheiten zusammenfügen lassen, beispielsweise zu einer freundschaftlich verbundenen Allianz, einem Staatenbund oder zu einer Union. (So wäre die Gründung der USA auf der Basis von 13 Fürstentümern oder Königreichen mit je einem egozentrischen Landesherren an der Spitze undenkbar gewesen.) Allianzen wie auch jedes ihrer Mitglieder entwickeln sich - entsprechend einer ebenfalls von Karl Marx stammenden passenden Begriffsaplikation  - zu freien Assoziationen, also Wertegemeinschaften. Wie man im Abgleich mit den Überlegungen in Kapitel A 25.”Nationalismus, Patriotismus und Freie Assoziation”  bestätigt findet, werden die Bindungskräfte, welche solche Assoziationen zusammenhalten, umso stärker und vor allem beständiger, je mehr sie den Charakter echter Wertegemeinschaften annehmen. Das bedeutet umgekehrt, dass sich jeder Rückfall in kleinlichen und hypokritischen Tribalismus auf allen Ebenen der Entwicklung bremsend und kontraproduktiv auswirken muss.

Den Weltstaat aus den gegenwärtigen Zuständen heraus als Ziel  anzuvisieren hat wie begründet keine konstruktive Relevanz und bleibt bis auf unabsehbare Zeit eine gefährliche Illusion. Die Bewahrung von Freiheit und Demokratie erfordert allerdings jetzt sofort und nicht erst in Jahrhunderten die dauerhaft souveräne militärische und technologische Führung einer freien Gesellschaft. Nach den aktuellen globalen Kräfteverhältnissen weisen aber weder die USA noch China einzeln die erforderliche klare militärische und technologische Überlegenheit auf, um als souveräner Zivilisationsführer eine dauerhaft stabile Weltordnung einrichten zu können.

Schon deshalb führt absolut kein Weg an einer entsprechend groß dimensionierten Allianz vorbei. Eine solche Super-Allianz stellt das konsequente Ergebnis einer gesetzmäßigen, historisch unvermeidbaren Entwicklung dar, welche ihren Ursprung vor ca. 9000 Jahren in der Übernahme der neuen ökologischen Rolle des Menschen als Umgestalter hat und vor rund 7000 Jahren erste Städte hervorbrachte. Parallel entwickelten sich damals die umliegenden, aus Jagd- und Sammelrevieren hervorgegangenen und nun als Acker- und Weideland genutzten Stammesterritorien zu durchorganisierten Staaten.

Indem dieselben unterschiedlich effektiv organisiert waren und dadurch auch unterschiedliche wirtschaftliche und militärische Kraft entfalten konnten, kam eine Entwicklung in Gang, in deren Verlauf sich erfolgreichere Staatsterritorien zu Lasten vieler anderer ausdehnten. Die in den hinzugewonnenen Gebieten angetroffene Bevölkerung  wurde dabei mehr oder weniger rasch integriert und im Laufe der Zeit assimiliert. Dieser Trend zu wachsenden Staaten und Imperien hat bis in die europäische Koloniale Epoche angehalten und in dieser einen Höhepunkt gefunden. Der zu Grunde liegende Selbstverstärkungseffekt aus Machtzuwachs und weiterem Territorialgewinn kann so lange fortdauern, wie sich die Neuerwerbungen harmonisch integrieren lassen und damit mehr Kräfte liefern als sie binden. 

Als Resultat derartiger Konzentrationsprozesse entstanden auf dem eurasischen Kontinent die ersten Großmächte, im Osten China und im Westen das Römische Reich. China hat insbesondere dank seiner konfuzianischen Wertebasis bis heute alle Herausforderungen der Geschichte bestanden und ist der älteste ununterbrochen existierende Staat der Erde. Roms Geschichte, die sich über insgesamt ca. 2200 Jahre erstreckte, endete zweimal, einmal mit der Auflösung des (west)römischen  Kaiserhofs  im Jahr 554 und ein zweites Mal 1453, als die Hauptstadt des verbliebenen oströmischen Reiches Byzanz (heute Istanbul) von den Türken eingenommen wurde. Doch waren es viel weniger die Attacken von aussen, deretwegen dem römischen Imperium die nachhaltige Beständigkeit versagt blieb. Vielmehr hatten die  Verteidigung Probleme nach aussen ihre tieferen Ursachen in innergesellschaftlichen Problemen, namentlich in einem Überhandnehmen desintegrierender Prozesse. 

Das zweimal untergegangene Römische Reich ist jedoch mehrfach und in vielfältiger Form wieder auferstanden. 1861 wurde die “ewige” Stadt Rom nach rund 1300 Jahren erneut Hauptstadt eines bis dahin zersplitterten Italiens. Von noch weit größerer historischer Dimension ist das in allen wichtigen Bereichen der aktuellen europäischen Kultur erhaltene römische Erbe. Dazu zählen u.a. das Rechtssystem, die Sprache, die lateinischen Schriftzeichen, die Architektur sowie viele Techniken wie die der Glasherstellung. Während der Koloniale Epoche waren es ganz besonders diese römischen Elemente ihrer Kultur, welche die Europäer in alle Welt trugen. Auch in den USA stellen Regierungs-, Gerichts- und Parlamentsgebäude wie auch die zugehörigen Institutionen (z.B. der Senat) Beispiele für ein von den Gründervätern bewusst betriebenes Anknüpfen an römische Tradition dar. 

So befanden sich die USA in den Jahrzehnten nach ihrer Unabhängigkeitserklärung auf dem Weg, die Nachfolge der Römischen Republik anzutreten - deutlich entschiedener als die Länder Europas. Als im 18. und 19. Jahrhundert Millionen von Menschen aus ganz Europa nach Nordamerika auswanderten, lockten neben wirtschaftlichen Chancen auch Meinungsfreiheit und überhaupt Schutz gegen obrigkeitsstaatliche Reglementierung und Bevormundung. Die Aussicht, für sich und die eigene Familie ungestört eine Existenz begründen zu können, entfesselte Begeisterung. Diese positive Motivation war die Grundlage einer gewaltigen Aufbauleistung, dank derer die USA etwa bis 1900 zur weltweit führenden Wirtschaftsnation aufstieg.

Doch mindestens ebenso beeindruckend und wegweisend wie der wirtschaftliche Aufstieg war die Integration von Menschen aus allen Ländern Europas. Heiraten zwischen Angehörigen der verschiedenen Einwanderergruppen waren bald eine Selbstverständlichkeit, binnen weniger Generationen wurden aus Engländern, Deutschen, Franzosen, Italienern, Polen usw. Amerikaner. Auch die Sprachen der Herkunftsländer spielten in den meisten Fällen schon nach wenigen Jahrzehnten keine nennenswerte Rolle mehr, alle trafen sich in der gemeinsamen englischen Landessprache. Über eine Integration hinausgehend hatte sich eine Assimilation vollzogen, eine Verschmelzung, durch welche aus der heterogenen Bevölkerung eine neue Nation mit gemeinsamer Identität entstanden war. 

Dieses Erfolgsmodell hätte für Europa ein Vorbild abgeben können. Für jeden wachen Menschen war es offenkundig, dass zwischen Europäern verschiedener Nationalitäten keinerlei Integrationsprobleme existieren. So haben europäische Einwanderer in den USA, im anglophonen Teil Kanadas, in Australien, Neuseeland und ebenso in den vielen lateinamerikanischen Ländern binnen weniger Jahrzehnte neue, weitgehend homogene und stabile Nationen geformt. 

Obwohl der Franzose Victor Hugo (1802 – 1885) einen entsprechenden Plan zur Gründung der Vereinigten Staaten von Europa vorgelegt und mit einigem Erfolg propagiert hatte, konnte sich seine Initiative nicht gegen das Verharren des politischen Establishments in kleinstaatiger Rückständigkeit durchsetzen. - Der sehr hohe, aber historisch selbstverschuldete Preis, den Europa für die Zukunftsblindheit seiner politischen Führung zu zahlen hatte, bestand in bisher zwei Weltkriegen, den desaströsen Folgen des Leninismus-Stalinismus sowie in sich weiter fortsetzenden kontraproduktiven (siehe Kapitel A 5. “Kollaboration …”) und zunehmend gefährlichen Entwicklungen (siehe Kapitel A 22. “Irrationale Spannungen”). 

Auch nach dem 2. Weltkrieg war man nicht in der Lage, eher aber waren einflussreiche Kreise nicht daran interessiert, in Europa eine stabile Friedensordnung herzustellen. Zusammen mit Deutschland machte man gleich ganz Europa zum Kriegsverlierer. Durch billigende Inkaufnahme einer machtpolitischen Schieflage als Kriegsergebnis bestraften die kapitalistisch fehlgemanagten USA den gerade glücklich vom Faschismus befreiten Kontinent andererseits mit einer politischen Spaltung, welche die Osthälfte 45 Jahre lang dem leninistischen Pleitesystem auslieferte und die Westhälfte dem Kapitalismus selbst, der sich zunehmend als ebenso menschenverachtend erweist.

Die Chancen, wenigstens im Westteil Europas eine authentische Integration der Völker zu verwirklichen, wurden hauptsächlich von den Europäern selbst verschlafen. Der Zusammenschluss in der EWG und später EU entwickelte sich nur schwerfällig und teilweise in die falsche Richtung, indem er organisatorisch  zum Inbegriff von teurem Bürokratismus, Überreglementierung und Bürgerferne wurde

Der Brexit und seine gegenüber Großbritannien unfaire (und dadurch emotional spaltende) Abwicklung stellt nur eines von zahlreichen Symptomen eines kranken Kontinents dar, für dessen Niedergang auch die Euro-, Banken-, Wirtschafts- und Migrationskrisen stehen. Das von den Bürgern empfundene Vertrauen gegenüber dieser Form von politischer „Gemeinschaft“, in welcher in Jahrzehnten nicht einmal so elementare Dinge wie Erbrecht und Steuerwesen vereinheitlicht wurden, bewegt sich entsprechend nur knapp über dem Gefrierpunkt.

Eine extrem gefährliche Seite dieser Europa nur dem äußeren Anschein nach integrierenden Politik stellte  die ausgrenzende Haltung der kapitalistisch beeinflussten USA gegenüber dem postsowjetischen Russland dar (siehe Kapitel A 22. „Irrationale Spannungen“, etwa Mitte). Anstelle einer ehrlichen Verständigung und des Bemühens um Aussöhnung nach zwei furchtbaren Kriegen wurden die emotionalen Gräben vertieft, nicht ohne im Mai 1997  mit der NATO-Russland-Grundakte noch eine kurzlebige Alibi-Sicherheitsvereinbarung eingeschoben zu haben. Bereits zwei Jahre später haben die „Falken“ in der US-Politik eine unverantwortliche,  die Sicherheitszusagen bei der Aufteilung der  Sowjetunion brechende Osterweiterung der NATO durchgesetzt und dieses überflüssige Militärbündnis irrational hochgerüstet. Die Militärausgaben der NATO-Länder betragen das 15-fache derjenigen Russlands, davon alleine die der USA das mehr als 10-fache (siehe Zahlen gegen Schluss des Kapitels A 21.). 

Der seit ungefähr 170 Jahren zunächst Großbritannien und die USA, später auch alle anderen “westlichen” Länder dominierende Kapitalismus hat die historisch vorgezeichnete Konzentration der Macht abgefälscht. Statt der Machtkonzentration in den Händen einer souverän führenden Nation hat sich unter dem Einfluss des Großkapitals eine weltweite Konzentration von Wirtschaftsmacht und inoffizieller politischer Macht in den Händen einer winzigen Geldaristokratie vollzogen.  

Diese Konzentration in der Wirtschaft mit ihren Kartellen aus wenigen grossen internationalen Konzernen stellt jedoch das Antikonzept zum historisch vorgezeichneten Evolutionsweg  dar, welcher über die Machtkonzentration in wenigen grossen Nationen – im demokratischen Ambiente gewaltfrei vollziehbar - in die Formung einer grossen Allianz kulturell kompatibler und durch gemeinsame Werte verbundener Staaten führen muss. Als desaströser historischer Störfall hat das kapitalistische Antikonzept bisher diese harmonische Entwicklung und damit die nachhaltige Absicherung von Frieden, Freiheit und Fairness verhindert.

Wie jede Evolution hat auch die dringend gebotene nachholende Entwicklung einer freiheitlich-demokratischen Allianz aller Länder griechisch-römischer Zivilisation stets das Vorgefundene zur Grundlage. Das vorgefundene historische Ergebnis umfasst namentlich die oben genannten 6 Staaten kontinentalen Ausmaßes mit den dort lebenden Nationen, von welchen die Chinesische die mit Abstand älteste ist. China nimmt auch, außer mit seiner überlegenen freien Marktwirtschaft,  kulturell eine Sonderstellung ein, indem alle 5 übrigen Länder bzw. Nationen europäisch geprägt sind, wobei allein drei von ihnen Englisch als Hauptsprache haben.

Während der letzten Jahrzehnte hat der chinesische Aufstieg die Kompatibilität des Reichs der Mitte mit den übrigen grossen Staaten sowie überhaupt mit den Ländern des “Westens”, aber auch mit Russland, deutlich gesteigert, indem die in Europa und Nordamerika entwickelten Komponenten der technischen Zivilisation übernommen und konsistent weiterentwickelt wurden. Diese gute Kompatibilität wird lediglich von derjenigen zwischen den europäisch geprägten Staaten übertroffen. Diese Länder, also Russland, Kanada, die USA, Australien, Neuseeland, Europa sowie Lateinamerika, umfassen zusammengenommen mehr als die Hälfte der bewohnbaren Festlandoberfläche und damit diejenige Dimension, welche für ein nachhaltiges Funktionieren des o.g. Regelkreises erforderlich ist – nämlich Freiheit als Voraussetzung für die Stabilisierung der souveränen Führungsposition und die Führungsposition als Voraussetzung für die Stabilisierung der Freiheit. Für den historischen Schritt zur Großen Allianz ist die genannte Ländergruppierung aufgrund ihrer gemeinsamen griechisch-römischen und christlich-jüdischen Wurzeln prädestiniert und alternativlos. Zugleich zeigt ihr langer und harter Kampf für Freiheit und Demokratie die korrekten historischen Anknüpfungspunkte: 1. Römische Republik für demokratische Rechtsstaatlichkeit, 2. Römisches Imperium für die notwendige souveräne Führungsposition, 3. Lateinamerika für Integration über Rassengrenzen hinweg und für die Weiterentwicklung und Verbreitung der Sprache der Römer 4. Die USA der Gründer Jahrzehnte für Freiheitsrechte, Marktwirtschaft,  Demokratie und Integration, 5. Australien als Beispiel für eine Kolonisation ohne Sklavenwirtschaft und für den vorbildlichen Umweltschutz. 6. Russland für Zähigkeit, Gelassenheit und für einen moderaten Patriotismus. 

Der Kapitalismus hinterlässt eine Welt voller Spannungen und problematischer Entwicklungen, welche zu lösen über die UNO  nicht im Ansatz gelingen konnte, solange diese der Dauerbelagerung durch Lobbyisten des Großkapitals ausgesetzt war. Ihren positiven Grundgedanken der Völkerverständigung gilt es mit der klaren Perspektive eines fairen, von Hypokrisie befreiten, respektvollen Miteinander der Völker und Nationen mit neuem Elan aufzugreifen. Aber wie die Betrachtungen zur Illusion eines Weltstaates im vorigen Kapitel gezeigt haben - die dauerhafte Bewahrung des Friedens, der Freiheit, der Fairness und des ökologischen Gleichgewichts kann bis auf unabsehbar lange Zeit einzig und allein eine große solidarische Allianz garantieren, keine Weltorganisation, die sich in Jahrzehnten kapitalistischer Einflussnahme nicht über ihren Ursprungsstatus hinaus weiterentwickeln konnte - nämlich als eine Ansammlung tribalistisch zerstrittener Staaten mit teilweise sehr eingeschränkter Kompatibilität.

Daher stellt der nachholende Aufbau der historisch längst vorgezeichneten Großen Allianz außenpolitisch das mit Abstand wichtigste Projekt dar. - Dessen Vorbereitung und Umsetzung kann folgendermaßen grob umrissen werden:

Indem als Resultat demokratischer Wahlen immer mehr Reform Vertreter die Regierungsverantwortung übernehmen, erweitert sich der Kreis der in der Allianz vereinigten Staaten.

Stets die Erkenntnis von Karl Marx vor Augen, dass die Entwicklung des individuellen Menschen die Grundlage für jede Form gesellschaftlicher Weiterentwicklung darstellt, stellen das konsequent freie Internet Und ein sich von der “Political Correctness” befreiender Journalismus das mentale Ambiente für den Aufbau der Allianz sicher. Hauptsächlich über die solchermaßen transportierte Aufklärung  und freie Debatte kann sich das Bewusstsein der Menschen aus den Verwirrungen einer jahrzehntelangen, subtil desintegrierenden Manipulation befreien. Indem die Freiheit ihrerseits die fortdauernde und sich tendenziell ausbauende technologische Führerschaft garantiert, stabilisiert sich das System nach außen hin schon mittelfristig automatisch.

Nach innen stabilisiert es sich so lange, wie integrierende Prozesse gegenüber desintegrierenden überwiegen. Zunehmende Integration aller Gesellschaftsmitglieder, auch der dort geborenen, geht damit einher, dass sich die beteiligten Nationen mehr und mehr zu Wertegemeinschaften entwickeln und die Große Allianz zur freien Assoziation wird. Der auf unbegrenzte Zeit systemstabilisierende Faktor ist dabei die überlegene Innovationskraft, welche die unverfälschte Freiheit (und damit faire und transparente Marktwirtschaft) mit sich bringt. Die Assoziation kann damit ihre Führungsposition gegenüber allen anderen Staaten zusammengenommen stetig weiter ausbauen, entsprechend der “bedingt unendlichen”  Evolution der Ideen auf prinzipiell unbegrenzte Zeit.

Die aktuell noch vom Kapitalismus gebremste (qualitative!) Entwicklung in den Ländern der zukünftigen Allianz im Vergleich zu derjenigen in China läuft auf ein Zweimächteszenario hinaus, bei Einrechnung Indiens (als bald  bevölkerungsreichstes Land sowie bald zweitstärkste Volkswirtschaft der Erde) ein Dreimächteszenario. Selbst wenn die teilnehmenden europäisch geprägten Länder die marktwirtschaftlichen Reformen, die Formung der Allianz und die übrigen Stabilisierungsmassnahmen umgehend in Angriff nehmen, wird China in sehr vielen technischen und wissenschaftlichen Bereichen zweifelsfrei die Weltführung der Zivilisation übernehmen. Das Gesamtkonzept schließt eine enge und 100% vertrauensvolle Partnerschaft zwischen der Großen Allianz, China und Indien  zwingend ein, um so jeglicher Tendenz zur Polarisierung schon im Ansatz wirksam entgegentreten zu können. Der Ausbau von Fairness und Aufrichtigkeit wird zur festen Daueraufgabe.