Angriff auf Israels Rechtsposition und auf die Zivilisation

Von CrisHam, 24. Juni 2023

In den letzten Jahren hat sich der vorher schleichende Wandel des politischen und medialen Ambientes zum Nachteil Israels beschleunigt. So wurde der Nakba-Tag der Palästinenser am 15. Mai 2023 zum ersten Mal auch in der UNO begangen. Es wurde der über 700.000 arabischen Vertreibungsopfer gedacht, die 75 Jahre zuvor ihre Heimat verloren hatten.

Der 15. Mai 1948, der Tag nach der Ausrufung des Staates Israel, war ein Tag des Überfalls – doch nicht von Israel auf arabische Bürger, sondern von sechs arabischen Staaten auf die damals etwa 600.000 jüdischen Siedler. Israel hat diesen sehr harten Krieg gewonnen, doch musste der jüdische Staat in jedem der folgenden Jahrzehnte erneut um seine Existenz kämpfen, nämlich 1956, 1967 und 1973. Das einen Genozid verkündende Motto der arabischen Seite hatte bei jeder dieser militärischen Auseinandersetzungen gelautet, „die Juden ins Meer zu werfen“.

Nach alten Kriegsregeln wäre die Auseinandersetzung um Palästina nach den vier Kriegen abgeschlossen gewesen und der klare Sieger hätte die Bedingungen für eine endlich stabile Nachkriegsordnung festlegen können.

Doch mit der gesamten Arabischen Liga, der UNO und diversen westlichen Organisationen im Rücken lehnt sich die palästinensische Seite bis heute auf, während ihre Autonomiebehörde dem Staat Israel die Anerkennung ebenso wie substanzielle Verhandlungen verweigert. Die EU und andere westliche Geldgeber unterstützen diese destabilisierende Trotzhaltung, indem sie die chronisch leeren Kassen der Autonomiebehörde stets aufs Neue füllen. Dabei erfolgen aus diesen Kassen  regelmäßige Zahlungen an in Israel inhaftierte Terroristen und an Familien von Selbstmordattentätern – frei nach der Devise „pay for slay“ - Bezahlung fürs Abschlachten.

Die offen zelebrierte Verehrung der Gewalttäter als Märtyrer illustriert das vom Westen gestützte „moralisch-“psychologische Umfeld, in welchem der Terrorismus geradezu kultiviert wird. Auch der Schulunterricht in den von der UNRWA betreuten Flüchtlingslagern steuert dazu bei, indem dort antiisraelische und antisemitische Hetzpropaganda einen festen Unterrichtsbestandteil darstellt. – „Natürlich“ wird auch die UNRWA wie die gesamte UNO hauptsächlich vom Westen finanziert.

Die „wohltätigen“ westlichen Geldgeber sollten sich fragen, ob sie auch so unbedacht „helfen“ würden, wenn die Begünstigten deutsche Terroristen wären, und zwar Personen, welche bis heute in Polen Terroranschläge mit dem Ziel verüben würden, die Grenzen von 1914 wiederherzustellen, also die vor dem 1. Weltkrieg. - Denn als nichts anderes erweist sich der arabische Widerstand bei genauerem Hinsehen – als eine Auflehnung gegen die Ergebnisse des 1. Weltkrieges (deren sehr vorteilhafte Seiten aber ignoriert werden, s.u.).

Die Nakba, die Vertreibung und Flucht von über 700.000 palästinensischen Arabern, derer am 15. Mai gedacht wird, stellt das Resultat einer militärischen Auflehnung gegen das Weltkriegsergebnis einer jüdischen Heimstatt sowie der gegenseitig hochgekochten Erbitterung dar - die beide ihre Wurzeln in westlicher Einflussnahme hatten.

Die verheerende westliche Einmischung in den Nahost Konflikt basiert bis heute, soweit sie auf unterer und mittlerer Ebene wohlwollend motiviert ist, auf unzureichenden Kenntnissen der historischen Zusammenhänge und fehlendem Gespür für die ausgelösten psychologischen Mechanismen.

Israels Rechtsposition ist eindeutig. Sie kann sich erstens auf den völkerrechtlich gültigen Mandatsvertrag des Völkerbundes von 1922 stützen und zweitens auf das (in Artikel  51 der UN-Charta verbriefte) Notwehrrecht eines von seinen arabischen Nachbarn jenseits aller Zweifel mit Genozid bedrohten Gemeinwesens. Danach hat der jüdische Staat die uneingeschränkte Souveränität über Palästina bereits mit der viermaligen Verteidigung seines schieren Überlebens längst legitim errungen.

Völkerrechtlich berufen sich Palästinenser bei ihren Gebietsansprüchen bevorzugt auf den Teilungsplan der UNO für Palästina von 1947. Doch wurde dieser von der arabischen Bevölkerung per Referendum abgelehnt und konnte deshalb sowie aufgrund der 1948 folgenden militärischen Gewaltanwendung keine rechtliche Wirksamkeit erlangen. Deshalb wird die Rechtsgrundlage für Israel und Palästina insgesamt vom Mandatsvertrag zwischen dem Völkerbund und Großbritannien vom Juni 1922 gebildet. Dieser internationale Vertrag, der den Mandatsträger dazu verpflichtet, eine jüdische Heimstatt in Palästina einzurichten, sowie die dazu konsistente Schaffung Israels stellen konstituierende Ergebnisse des Ersten Weltkriegs dar. Im Rahmen dieses jüdischen Gemeinwesens sind die zivilen und religiösen Rechte der Araber geschützt - “… nothing should be done which might prejudice the civil and religious rights of existing non-Jewish communities in Palestine“. - … nichts sollte unternommen werden, die zivilen und religiösen Rechte der nicht-jüdischen Gemeinden in Palästina zu beeinträchtigen.

Die fortgesetzte revanchistische  Nichtanerkennung der jüdischen Heimstätte tut der objektiven israelischen Rechtsposition keinen Abbruch - sehr wohl aber der arabischen. Denn diese wird ausschließlich im Rahmen der jüdischen Heimstatt vom Mandatsvertrag geschützt - ein arabisch dominiertes Palästina kommt darin nicht vor. Ein solches hatte auch vor dem 1. Weltkrieg nicht existiert. Vielmehr hatte der größte Teil der arabischen Welt bis dahin unter ottomanisch-türkischer Herrschaft gestanden.

Wenn Araber bis heute den rechtsbildenden Charakter des Mandatsvertrages von 1922 bestreiten und von einem illegalen kolonialistischen Projekt sprechen, so übersehen sie, dass das damalige politische Ambiente generell vom Kolonialismus geprägt war. Die jüdischen Siedler, die großenteils aufgrund eines wachsenden Antisemitismus nach Palästina aufgebrochen waren, taten dies unter der Maßgabe dauerhafter Rechtmäßigkeit und nicht mit der Perspektive, ihr historisch wiedererrichtetes Gemeinwesen wenig mehr als 100 Jahre nach dem Mandatsvertrag erneut aufzugeben.           

Trotzdem hätte die heutige moralische Kritik an der 1922 vom Völkerbund geschaffenen Rechtslage einige Berechtigung, wenn die arabisch besiedelten Länder nicht selbst in den 1. Weltkrieg involviert gewesen wären. Doch diese haben die einmalige historische Chance genutzt, sich an der Seite Großbritanniens gegen die osmanische Herrschaft aufzulehnen. Da die Türken seit jeher eifriger darin waren, fortschrittliche europäische Organisationsformen und Rüstungstechnologien zu übernehmen, hatten die Araber keine Chance, sich aus eigener Kraft von dieser Fremdherrschaft zu befreien.     

Erst das Bündnis mit Großbritannien und Frankreich im Verlaufe des 1. Weltkrieges bot dazu die Möglichkeit. In der Folgezeit erhielten alle arabischen Länder ihre staatliche Unabhängigkeit, die meisten noch vor der Gründung Israels. Die zeitliche Verzögerung war den Resten kolonialistischer Bestrebungen zuzuschreiben. Der Pakt mit Großbritannien brachte für die Araber ein insgesamt faires Resultat, denn der Vorteil der Befreiung von türkischer Herrschaft überwog das Manko des jüdischen Heimstättenprojekts in Palästina. Dieses betraf weniger als 0,2 % der arabischen Territorien und war seit der Balfour-Erklärung von 1917 allen Beteiligten bekannt.

Aus einem versöhnlichen Blickwinkel stellt die Existenz Israels allerdings gar kein Manko dar. Als eines der technologisch führenden Länder der Welt hätte es unter politisch normalen Verhältnissen schon längst die Rolle als Impulsgeber für eine prosperierende Nahostregion inne.

Doch haben absichtlich oder unabsichtlich polarisierende Kräfte überwiegend westlichen Ursprungs bis heute das vorgesehene jüdische Palästina verhindert, das in Harmonie mit Arabern innerhalb und außerhalb seiner Grenzen koexistieren darf.  Deren destruktive Wirksamkeit begann mit dem Fehlmanagement des Palästina-Projekts durch den Mandatsträger Großbritannien und setzt sich seither in einer Kette kontraproduktiver Einmischungen seitens namentlich fünf verschiedener Kräfte fort. Bei diesen handelt es sich (in diesem Fall verständlicherWeise) um die Arabische Liga, um die (eigentlich zur Neutralität verpflichtete) UNO, um westliche Medien (für die dasselbe gilt) um westliche Politiker (die Anlass zur Solidarität mit dem jüdischen Staat haben) und um Tausende von NGOs (die den Anspruch erheben, wohltätig zu wirken).   Zunächst war es die britische Regierung, die ihre klaren Verpflichtungen aus dem Vertrag von 1922 ebenso klar vernachlässigt oder konterkariert hat. Statt wie verlangt den jüdischen Zuzug zu fördern, wurden immer neue Restriktionen und Hürden für Landkauf und Einwanderung gesetzt, sodass die demografische Umstellung auf eine jüdische Mehrheit scheitern musste.

Der Mangel an physischem Beistand und an moralischer Unterstützung für das rechtmäßige Projekt einer jüdischen Heimstätte hat die arabischen Bewohner verständlicherweise zum Widerstand ermutigt (u.a. in den Aufständen 1936-1939). Seit der Unabhängigkeit Israels und bis heute wird das polarisierende Ambiente eines Zweifels am rechtlichen Status Israels in der westlichen Politik, in den Medien und in Wohltätigkeitsorganisationen kontinuierlich weiterentwickelt. Der Tenor der Mainstream-Kommentare hat sich dabei von früher verhalten pro-israelisch (aber ohne die eindeutige Rechtslage jemals klar zu erläutern) über „neutral“ zu nunmehr oftmals flagrant antiisraelisch verschoben. Sogar in angesehenen Zeitungen wie der New York Times ignoriert eine Welle antizionistischer Artikel die korrekte Rechtsposition des jüdischen Staates.

Nach einfachen psychologischen Regeln führt die unkritisch-einseitige Unterstützung palästinensischer Ansprüche nicht zu Mäßigung und Verständnis, sondern zur Radikalisierung. Die wachsende Welle des Terrorismus hat somit ihren eigentlichen Ursprung im historisch und psychologisch blinden medialen Ambiente des Westens, welches unter Palästinensern das einseitige Selbstbild misshandelter Opfer kultiviert und damit „moralische“ Rückendeckung für revanchistische Auflehnung, immerwährenden Hass, Widerstand und Gewalt gewährt.

Keineswegs ist die israelische Politik an der angespannten Lage unschuldig – doch auch hier erweist sich westliche Einflussnahme als bestimmender destruktiver Faktor. Nach der klaren militärischen Entscheidung im 6-Tage-Krieg 1967 gegen die Übermacht von gleichzeitig vier arabischen Ländern hatte Israel trotz der höchst unfaireren UNO-Intervention (Resolution 242) die Gelegenheit gehabt, eine klare und abschließende territoriale Ordnung in Palästina herzustellen - entweder mit der versöhnlichen Lösung eines Palästinenserstaates in der zwischen 1948 und 1967 von Transjordanien besetzten Westbank oder mit der harten Lösung einer Aussiedlung aller nicht zur Anerkennung Israels bereiten Palästinenser.

Die letztgenannte theoretische Überlegung schockiert, muss schockieren. Aus einem neutralen, nicht vom westlichen Medien Ambiente beeinflussten Blickwinkel wird diese spontane, schroffe Ablehnung jedoch relativiert: Denn neben vielen anderen Aspekten ist dem in diesem Ambiente „informierten“  Bürger  gar nicht bewusst, dass nach dem Krieg von 1948 und dem 6-Tage Krieg von 1967 letztlich fast alle in arabischen Ländern lebenden Juden von dort ausgewiesen worden sind – insgesamt über 800.000. Die meisten hat Israel aufgenommen und umgehend integriert. Dies war ein einseitiger Schritt hin zu einem Bevölkerungsaustausch, auf den Israel ebenfalls mit Ausweisung hätte reagieren können – als Bestätigung dafür, dass die beschädigte Kompatibilität zwischen den Bevölkerungsgruppen nicht mehr für ein gedeihliches Nebeneinander Leben ausreicht.

Der Verzicht Israels auf die grobe Lösung einer spiegelbildlichen Ausweisung von Palästinensern ist aus dem politischen Bewusstseins westlicher Bürger gehalten worden. – Damit blieb jahrzehntelang eine große Chance ungenutzt, endlich eine versöhnliche Lagebeurteilung und Zukunftsperspektive zu finden, und zwar gemeinsam auf jüdischer und arabischer Seite. 

Stattdessen konnte die Zeit weiter gegen eine friedliche Dauerlösung arbeiten, indem eine weitere grundlegende Tatsache außerhalb der medialen Beachtung gehalten wurde – der fortwährende Verstoß gegen das Prinzip der Verantwortung, insbesondere der Selbstverantwortung.

Als 1948 über 700.000 Araber aus Palästina flohen oder vertrieben wurden, nahmen die arabischen Länder die Geflohenen zwar teilweise auf, verweigerten diesen aber die Integration in ihre Gesellschaften. - Ein Vergleich hilft bei der korrekten Einschätzung dieser auffallend einhelligen Weigerung: Westdeutschland (dessen Fläche nicht einmal 2 % derjenigen der arabischen Welt beträgt) hatte nach dem 2. Weltkrieg eine etwa 15-mal so große Zahl von Flüchtlingen aus dem verlorenen Osten aufgenommen und binnen weniger Jahre voll integriert.

Mit ihrer Verweigerung entzogen sich die arabischen Nachbarländer Israels der selbstverständlichen Verantwortung für die Folgen eines Krieges, den sie selbst ausgelöst hatten. Dieses pflichtferne Verhalten wurde allerdings erst durch vermeintlich gute westliche Einmischung möglich. Denn statt (wenn überhaupt) die arabischen Aufnahmeländer der Geflohenen dabei zu unterstützen, diese in ihre Gesellschaften und Arbeitsmärkte zu integrieren, errichtete die UNO-Tochterorganisation UNRWA rund 50 Flüchtlingslager, die unter Expansion bis heute fortbestehen. Aus 1948 gut 700.000 Geflohenen sind inzwischen etwa 6 Millionen anerkannte Flüchtlinge geworden.

Dieser Anstieg hat einen organisatorischen und einen psychologischen Grund. Der organisatorische besteht darin, dass die UNRWA eine Vererbung des Flüchtlingsstatus zulässt, also die Enkel und Urenkel der damals Geflohenen als Flüchtlinge betrachtet. Der psychologische Grund liegt in der fehlenden Selbstverantwortung, den ein betreutes Lagerleben mit sich bringt. Dieses Ambiente bietet für Geburtenkontrolle keinen Anreiz, wie Beobachtungen in anderen Flüchtlingslagern weltweit bestätigen. Im Gegenteil wird im raschen demographischen Zuwachs oft ein Mittel gesehen, politischen Druck zu erzeugen, also Demographie als Waffe einzusetzen.                                  

Die UNRWA hat 1948 eine Verantwortung übernommen, die ihr nicht zukam, und sie hat seit der Flüchtlingswelle von 1948 darin versagt, diese als Selbstverantwortung wieder in die Hände der betreuten Menschen zurückzulegen. Versagen lag auch auf Seiten der israelischen Politik vor. Der problematische demographische Trend war bekannt, doch dessen Zusammenhang mit dem Faktor Selbstverantwortung blieb fataler Weise unbeachtet. Deshalb unterblieb 1967 die sofortige Einrichtung eines palästinensischen Staates, welcher der arabischen Bevölkerung mit der Souveränität auch die Verantwortung für ihr Gruppenterritorium und für sich selbst übertragen hätte.                                                                                    

Zu Unrecht gab und gibt es in Israel gegen einen unabhängigen Palästinenserstaat Sicherheitsbedenken. Denn bei konsistent angewendeten Umgangsregeln mit externen Kriegsgegnern hat ein militärisch klar überlegener Staat nichts zu befürchten. Diese Regeln haben seit jeher das Risiko eingeschlossen, dass ein Angreifer im Fall der Niederlage Territorium abtreten muss. So war die von der UNO verurteilte Annexion der Golanhöhen nach unablässigem Beschuss Galiläas eine sicherheits strategisch notwendige, moralisch gerechtfertigte und nach ihrem Umfang (weniger als 1% der Fläche Syriens) zurückhaltende Grenzkorrektur.      

Auch in diesem Fall waren es viel weniger radikale Araber, welche die eigentliche Bedrohung für den jüdischen Staat dargestellt haben und bis heute darstellen, sondern sich vermeintlich helfend einmischende Kräfte, unter denen sich die UNO mit einer nicht abreißenden Kette parteiischer Resolutionen besonders hervorgetan (und selbst disqualifiziert) hat. Denn es war das nicht zuletzt unter ihrem Einfluss künstlich verbogene „moralische“ Ambiente, das die arabische Seite viermal dazu ermutigt hat, sich militärisch (sowie ununterbrochen terroristisch) gegen die jüdische Heimstatt aufzulehnen und die Verantwortung für die Folgen dieser Gewaltanwendung zu übernehmen - namentlich für die Fluchtbewegungen der Nakba von 1948.

Ein weiteres Beispiel polarisierender Einmischung lieferte der britische Geheimdienst 1947, als er die ägyptische Regierung dazu aufforderte, sich auf ein Eingreifen bei der zu erwartenden israelischen Unabhängigkeitserklärung vorzubereiten. – Denn ganz im Gegenteil wäre von den vormals verantwortlichen Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich zu erwarten gewesen, dass sie die Entlassung der arabischen Länder in die Unabhängigkeit an eine strikte Bedingung knüpfen – die Respektierung der jüdischen Heimstatt in Palästina. Doch ohne eine derartige friedenssichernde Auflage wurde fast allen arabischen Ländern bereits vor Israel die Unabhängigkeit gewährt –u.a. Ägypten 1922, Irak 1932, Libanon 1943, Syrien und Transjordanien 1946.

Als die USA 1991 in die Auseinandersetzung zwischen dem Irak und Kuwait und damit zwischen zwei nur in Ansätzen demokratischen arabischen Staaten eingriffen, gehörte zu den „beiläufigen“ Folgen der Befreiung Kuwaits, dass dieses rund 450.000 dort integrierte Palästinenser unter dem Vorwand der Komplizenschaft mit den Irakern von seinem Territorium vertrieb - weitere heimatlose Palästinenser, die dafür missbraucht wurden, den moralischen Druck auf Israel zu erhöhen.
Dass diese zweite palästinensische Nakba weder damals noch heute mediale Beachtung gefunden hat, bestätigt die zum Charakteristikum des westlichen medialen Ambientes gewordene unfaire Einseitigkeit. Wichtige Informationen aus dem Fokus zu halten und andere dafür stark überhöht und unsachlich parteiisch kommentiert zu präsentieren, ist Propaganda, oder deutlicher gesagt, Informationskrieg. (Zur Klarstellung: Der kritisierte Filter ist viel weniger einzelnen Medienredaktionen anzulasten als den vorgeschalteten großen Nachrichtenagenturen sowie dem allenthalben wirksamen Einfluss des großen Geldes, der beispielsweise mittels ausgewählter NGOs zur propagandistischen Macht wird.)
Es ist ein unfairer Krieg gegen Israel und generell gegen westliche Nationen, der bereits einen grotesken Verlust der korrekten Maßstäbe herbeigeführt hat.
Die Maßstabsverzerrung ist jedoch nur Teil eines größeren Paketes angesammelter Gefahren, die Israel von westlichen Kräften drohen. – Diese Gefahren detektiert man leichter, wenn man vorab die Werkzeuge identifiziert, die es erlauben, Geld in politische Macht umzusetzen. Das sind neben vielen anderen und außer den erwähnten Medien und steuerbefreiten NGOs auch zu weiten Teilen die UNO und deren Unterorganisationen am praktischen Standort New York sowie ebenfalls zu weiten Teilen das westliche politische Establishment, insbesondere des Vereinigten Königreichs und der USA mitsamt deren militärisch-industriellem Komplex. Die mindestens bis auf das Jahr 1600 zurückzuverfolgende Durchdringung von Staatsmacht und Geldadel ist im Laufe der Zeit vielfach verfeinert worden. Nach außen abgeschlossene Gruppierungen wie z.B. Logen und Schulkameradschaften von elitären Privatschulen eignen sich hervorragend dafür, Personalpolitik zu betreiben sowie bestimmte, der Geldherrschaft nützliche Narrative zu verbreiten.
Unter solchen Narrativen befindet sich seit weit über einem Jahrhundert die Märchengeschichte, dass die ultrareichen Oligarchen die Freunde und Beschützer des Judentums wären. Angesichts des zweifelsfrei vorliegenden politischen Einflusses der Finanzelite ist es leider nur ein kleiner Schritt zu der unsäglich diffamierenden Unterstellung, „die Juden“ wären auf dem Weg zur Weltherrschaft. Es ist offenkundig, dass die undemokratisch Mächtigen ein riesiges Interesse an dem Narrativ von ihrer engen Verbundenheit mit dem Judentum haben.
Denn ein realistischer Blick identifiziert diese Bindung als eine Form von Werkzeuggebrauch – nämlich der Religionsgemeinschaft als lebendigen Schutzschild gegen jede Infragestellung ihrer Geldherrschaft. Zu diesem Zweck wird ein hirnrissiges Narrativ mit Vehemenz am Leben erhalten – dass Kritik an den Finanzoligarchen versteckter Antisemitismus wäre. Doch ganz im Gegenteil werden mit dieser falschen Unterstellung Millionen von Juden zu Kollateralopfern gemacht, indem diese dem Misstrauen und der Kritik ausgesetzt werden, welche berechtigterweise an die Adresse der Ultrareichen gerichtet sind.
Es gibt eine reichliche Zahl von Befunden, welche das direkte Gegenteil von einer authentischen Verbundenheit der Oligarchen mit dem Judentum belegen. Dazu gehören die Finanzierung der Nazis seitens amerikanischer Banken, das konterkarierte jüdische Palästina Projekt, die aktuelle Förderung einer antiisraelischen und antisemitischen Stimmung sowie die finanzielle und „moralische“ Förderung von Projekten, die Israel angeblich helfen, sich im Resultat aber als selbstzerstörerisch erweisen.                                                                                       Das betrifft generell die vermeintliche Verteidigung nationaler Interessen durch harte Aktionen, die Israel in der Sache nicht weiterbringen, aber eine unversöhnliche Botschaft transportieren. Ein einfaches Beispiel ist die Praxis, Häuser von Terroristenfamilien zu zerstören, was nur weiteren Hass verursachen kann.  Ebenso kontraproduktiv war es, dem demokratischen Wahlsieg der Hamas im Gazastreifen 2006 mit lautstarker amerikanischer Unterstützung die Anerkennung zu verweigern, weil diese als Terrorgruppe eingestuft ist – als Folge solcher Maßnahmen aber auch eine bleiben muss. Andererseits und völlig gegen tatsächliche israelische Interessen wird tatenlos zugesehen, wie der Chef der palästinensischen Autonomiebehörde Abbas permanent demokratische Rechtsstaatlichkeit mit Füßen tritt, u.a. indem er seit Jahren die Parlaments- und Präsidentenwahlen verschiebt, mit pay for slay den Terrorismus prämiert und mit einer der korruptesten Verwaltungen der Welt jeden Ansatz zu einer gesunden Entwicklung eines aus eigener Kraft wirtschaftlich prosperierenden palästinensischen Gemeinwesens konterkariert.                                     Auch die für das Ansehen Israels verheerende Anlage und Erweiterung jüdischer Siedlungen im Westjordanland wird zu großen Teilen von milliardenschweren amerikanischen, vermeintlich pro-israelischen NGOs finanziert. Die Aktion verstößt massiv gegen das von Niccolo Machiavelli erkannte Gesetz, dass harte Maßnahmen gegenüber Rivalen stets binnen kürzester Zeit anzuschließen sind, weil andernfalls statt des anzustrebenden Respekts Widerstand ausgelöst wird. Zudem bietet die Gemengelage von neuen jüdischen zwischen vorhandenen palästinensischen Siedlungen mit Zäunen und Mauern dazwischen eine Angriffsfläche für jene wachsende Gruppe von Kritikern, welche Israel als „Apartheidstaat“ diffamieren. Dass die Abtrennanlagen als Schutz vor Angriffen notwendig sind, geht in der perzeptuellen Wahrnehmung der Medienkonsumenten unter. Der Ausgang dieses „moralischen“ Disputs steht ohne eine Wiederherstellung der medialen Fairness bereits fest. - Das beweist bereits die Tatsache, dass die Bürger in den Mainstream-Medien nichts über die unter Missachtung des Oslo II Abkommens konstruierten palästinensischen Siedlungen in der Area C erfahren, die voll von der EU finanziert werden.
So erweist sich nicht nur der linke, auf grenzenlos nachgiebiges Appeasement hinauslaufende politische Ansatz als zukunftsuntauglich, sondern ebenso der rechte mit seinen Siedlungsprojekten in der West Bank abseits einer endlich abschließenden, grenzverkürzenden territorialen Ordnung. Dabei verfügte und verfügt Israel bis heute über die legitime Rechtsposition, um eine solche Ordnung ganz in eigener Regie einzurichten, nämlich ...

  1. den Anspruch des jüdischen Staates auf das gesamte Territorium Palästinas als Teil der unanfechtbaren Nachkriegsordnung des 1.Weltkrieges (und faire Kompensation für die Befreiung der arabischen Länder von türkischer Herrschaft)

  2. das Recht auf eine einseitig erklärte Nachkriegsordnung als Sieger von 1967, nachdem die UNO mit ihrer rechtsbeugenden Resolution 242 in dieser Funktion versagt hatte 

Definiert man Kapitalismus als die inoffizielle Herrschaft des großen Geldes und oligopolistische Verfälschung der fairen Marktwirtschaft, dann hatte Karl Marx Recht, als er das Scheitern dieses Systems an seinen Widersprüchen vorhersagte. – Allerdings irrte er in der Ursache, die er in einer systembedingten Profitverminderung verortete, während das auf privilegierte Konzerne gestützte System im Gegenteil vor unseren Augen am Gigantismus seiner unfairen Extraprofite scheitert. Denn die Dimensionen der Geldströme, die u.a. in die Kassen von internationalen (z.B. Pharma-)Konzernen und Zehntausenden angeblich wohltätiger NGOs fließen, sind nicht länger zu verheimlichen und wecken unausweichlich das oben erwähnte Misstrauen der Bürger.                      Die immer offenkundiger werdende Fehlleitung dieser Geldströme offenbart das Gegenteil einer wohlwollenden Gesinnung, nämlich kaltes Machtstreben und Menschenverachtung. Das altbekannte „divide et impera“  - teile und herrsche der autokratischen Machthaber früherer Zeiten konnte damit zu einer systematischen, psychologisch ausgekochten Strategie weiterentwickelt werden, bei der letztlich alle Nationen und Gruppen gegen irgendwelche anderen aufgehetzt werden. Die polarisierende Absicht verrät sich mitunter, wenn die gleichzeitige Unterstützung zweier Kriegsgegner bekannt wird wie in der Iran-Contra-Affäre.                                    Der historische Umbruch steht unausweichlich bevor – zu militaristischen Exzessen und einem Orwellschen Vorschriftenstaat unter der Kontrolle des großen Geldes oder zur Wiederherstellung authentischer Freiheit und Fairness im Geiste der amerikanischen Gründerväter, John F. Kennedys und Martin Luther Kings.                                  In dieser Lage kommt Israel und dem Judentum eine entscheidende Rolle zu – als den einzigen, die ihre falschen Freunde mit dem vielen Geld davon überzeugen können, dass deren System zwar nach dem Britischen Empire zum Zweiten mal ein riesiges Imperium hervorgebracht hat, das Imperium des großen Geldes, aber ohne eine Chance auf historische Nachhaltigkeit – weil es die Regeln der Evolution verletzt. Geschichte aber, und in diesem Punkt hatte Marx Recht, ist eine Variante der Evolution.