Die Evolution der Formen des menschlichen Zusammenlebens

 

Die Rubrik Philosophie befindet sich im Zustand einer Baustelle. Die Arbeiten werden sporadisch fortgesetzt, wann immer der mentale Kampf gegen den irrationalen, selbstmörderichen Militarismus mal nicht den vollen Krafteinsatz für die Erstellung entsprechender Blog-Artikel erfordert.

Letzte Überarbeitung: 18. August 2025

 

Die Entwicklung der Formen des menschlichen Zusammenlebens

 

Bausteine entwickeln und zusammenfügen

Man muss das Rad nicht neu erfinden. Diese Spruchweisheit hat im technischen Bereich, dem sie entstammt, ihre sehr konkrete Bedeutung, indem heutigen Erfindern und Ingenieuren das Ideenmodul Rad zur Verfügung steht, das sie in immer neuen Verwendungszwecken und Applikationsformen nutzen können.

Das Modulprinzip gilt ebenso für die Weiterentwicklung der Formen des menschlichen Zusammenlebens. Im Laufe der Geschichte haben sind viele Gesellschaftsmodelle entstanden, die man u. a. in demokratische und autokratische einteilen kann. Und es sind immer wieder Vorschläge entwickelt worden, bestehende gesellschaftliche Zustände auf die eine oder andere Art zu verändern.

Manche solcher Überlegungen, wie man sie u. a. in Zitatesammlungen findet, sind Teile kompletter Philosophien. Diese Weltanschauungen stellen im Idealfall in sich logisch konsistente Gedankengebäude dar. Doch deren Verankerung in der Wirklichkeit weist regelmäßig diverse Defizite auf. Denn die fast unüberschaubare Komplextät der Realität erschwert einen griffigen Zugang erheblich.

Um zu praxistauglicheren Philosophien zu gelangen, bedarf es fortlaufend ergänzender neuer Einzelüberlegungen, aber prinzipiell bilden die schon vorliegenden eine riesige, wertvolle Kollektion, die man nach dem Modulprinzip neu arrangieren kann. In diesem Sinne muss man auch in Geisteswissenschaften das Rad nicht neu erfinden, sondern nur in neuen Zusammenhängen zum Einsatz bringen. 

So entstehen neue philosophische Gedankengebäude unter Verwendung  großenteils bereits vorliegender und für tauglich erachteter Erkenntnisse. Ein ausgereift erscheinendes Konzept kann im Rahmen eines politischen Programms zur praktischen Umsetzung im gesellschaftlichen Zusammenleben gelangen. Die in der Praxis gesammelten Erfahrungen werden dann idealer Weise wieder in die Theorie eingearbeitet.

Karl Marx war nicht umsonst deshalb einer der umstrittensten Philosophen aller Zeiten, weil er infolge seines ausgeprägten Egos felsenfest von der unumstößlich korrekten Verankerung seines Gedankengebäudes in der Wirklichkeit überzeugt war. In der Umsetzung seiner Ideen sah er einen Heilsweg der Menschheit und sogar den alternativlosen und historisch vorgegebenen.

Die vermeintliche Verwirklichung der Marxschen Ideen hatte die bekannten desaströsen Folgen mit nach Schätzungen bis zu 100 Millionen Todesopfern. Die Gründe sind vielfältig; einer davon bestand darin, dass demokratisch reformierende Wege ignoriert wurden, die revolutionäre Umstürze prinzipiell überflüssig machen. Die gewaltgeneigte Seite des Marxschen Gedankengebäudes wurde von seinen kapitalistischen Gegnern ausgenutzt, konkret von der Finanzelite. Lenins Oktoberrevolution von 1917 mitsamt anschließendem Bürgerkrieg in Russland wurde von westlichen Großbanken finanziert. https://das-wunder-aus-ungarn.eu/en/die-finanzierung-der-oktoberrevolution-1917 -durch-warburg-und-die-kontrolle-der-russischen-zentralbank-durch-rothschild/3008/

Die politischen Vorstellungen des Revolutionärs waren den Finanziers aus seinen Schriften bekannt, so seine autokratischen Tendenzen und die Idee einer ‚Befreiung der Völker Russlands‘, die zur Aufsplitterung des Landes in Sowjetrepubliken führte.

Indem jedoch namentlich die Marxschen Vorstellungen im Thema Privateigentum durch die Psychologie widerlegt sind, muss jede Neuauflage des Marxismus oder gar Marxismus-Leninsmus als wirklichkeitsfern abgelehnt werden. Das Bedürfnis, privates Eigentum zu entwickeln, gehört so fest zum angeborenen Charakterprofil des Menschen, dass es auch mit massiver Gegenkonditionierung kaum ausradiert werden kann. Im Gegenteil stellt es im Alltagsleben ein bewährtes Ordnungsprinzip dar.

Auch das Privateigentum an Produktionsmitteln bringt entscheidende Vorteile, indem sich private und gesellschaftliche Interessen synergetisch miteinander vereinbaren lassen: Einige überdurchschnittlich kreative Personen entwickeln Produktionsweisen von Gütern oder Dienstleistungen, die auch anderen Gesellschaftsmitgliedern eine Erwerbsmöglichkeit im Angestelltenverhältnis bieten. So basiert  Chinas beeindruckender Erfolg nachweislich nicht auf den dortigen Resten planwirtschaftlicher Strukturen, sondern auf dem inzwischen wesentlich größeren privat geführten marktwirtschaftlichen Sektor. 

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der Welt ausgerechnet im vermeintlich kommunistischen China die Überlegenheit einer fairen Marktwirtschaft vor Augen geführt wird - eigentlich. Aber vor den westlichen Medienkonsumenten wird diese Tatsache verschleiert. So wissen sie nichts von dieser Wirtschaft, in welche der Staat nur zurückhaltend mit bürokratischen Auflagen eingreift. Die Verheimlichung dieser ideologischen Kompatibiltät hat absolut vermeidbare politische Spannungen zur Folge. 

Dabei hätten die westlichen Demokratien Anlass, von China zu lernen. Denn die dort zurückhaltenden Eingriffe in die private Wirtschaft sind nicht wie im Westen unter Lobbyeinfluss so gestaltet, dass sie die kleinern Wettbewerber der großen Konzerne benachteiligen. Letztere können daher in China nicht annähernd eine solche Oligopolmacht entwickeln wie im Westen und damit auch keine Preise jenseits der Marktregeln durchsetzen. (Allein die Pharmabranche bietet surreale Beispiele.)

Faire Marktwirtschaft ist ein altbewährtes harmonisches Ordnungsprinzip, das in der Evolution einen festen Platz einnimmt. Sie exististiert bereits seit über 125 Millionen Jahren, insbesondere in den ‚Geschäftsbeziehungen‘ zwischen Blütenpflanzen einerseits und bestäubenden Insekten sowie samenverbreitenden Fruchtfressern wie namentlich Vögeln andererseits.

 

Der Mensch als härtester Wettbewerber des Menschen

Als einzige Spezies, die keine ernsthaften Wettbewerber hat, ist der Mensch zwingend darauf angewiesen, solche harmonischen innerartlichen Umgangsformen zum allgemeinen Standard zu erheben. Obwohl Menschen als Gruppenwesen auf die  Kooperation mit anderen Menschen angewiesen sind, sind sie untereinander aber auch ihre härtesten Rivalen, die sie bei fehlender Kontrolle betrügen, bedrängen und bedrohen. 

Der sehr hohe Preis, den Menschen für ihre Spitzenposition in der Natur zahlen, ist ein Verhalten, das sie moralisch nicht über, sondern weit unter alle Tierarten stellt - die systematische Tötung von Artgenossen in Kriegen. Mit dem technischen Fortschritt hat sich die Lage verschärft, indem die vielen positiven Seiten der Zivilisation vom Gruselkabinett der Waffentechnologie überschattet werden. Deren unaufhaltsamer Fortschritt lässt eine Zeitbombe ticken – bis der technologische Stand erreicht ist, bei welchem wenige Skrupellose in der Lage sein werden, die gesamte Spezies auszulöschen. Die schon in naher Zukunft zu erwartenden Kampfroboter bieten zwar zunächst Vorteile bei der Terrorismusbekämpfung, bringen aber gleichzeitig dem Endzeitszenario einen weiteren Schritt näher. Den dringenden Handlungsbedarf formulierte John F. Kennedy mit den Worten: „Mankind must put an end to war before war puts an end to manking.“

            

Der freie Markt der Ideen

Eine intakte, fair funktionierende Marktwirtschaft kennt keine ungenutzten Maschinen, Fabriken und anderen Güter, alles findet zum Marktpreis noch einen Verwender und eine Verwendung. Das gilt auch für geistige Gebäude wie Ansichten und Philosophien. Dem überdimensionalen Marxschen Ego entspricht auch ein überdimensionales Gedankengebäude, das sich als Mosaik richtiger und falscher Module erwiesen hat. 

Dementsprechend besteht der korrekte Umgang mit dem Gesamtwerk in einer neutralen Analyse, um aus den danach klar umrissenen Fehlern Lehren zu ziehen, während die für richtig befundenen Erkenntnisse für eine Weiterverwendung im passenden Kontext zur Verfügung stehen. Doch entgegen diesen Regeln eines freien Ideenmarktes wird die Marxsche Philosophie, heute ebenso wie vor 150 Jahren, als nicht spaltbarer dogmatischer Klotz präsentiert, den man nur entweder verehren oder ablehnen kann.

Die auf vielen anderen Gebieten bestätigte Erklärung für diesen sachlich falschen und in der Wirkung unverantwortlich polarisierenden Umgang mit Marx‘ Gedanken lautet, dass wir im Westen ganz generell längst nicht mehr in einer solchen ungestört funktionierenden Marktwirtschaft leben - weder in einer ökonomischen noch in einer mentalen.

Auf der mentalen Ebene bedeutet die Anwendung der Marktprinzipien, dass sich einzelne Ideen und komplexe Konzepte auf einem freien Markt der Ideen entfalten können. Ein fairer Wettbewerb dieser Ideen setzt voraus, dass jede Form von Zensur unterbleibt. Dieser Schutz vor Zensur muss u.a. die einseitig voreingenommene Berichterstattung (Propaganda) fokussieren, die ultrareiche Personen mittels akkumulierter Medienmacht und Finanzierung selektierter NGOs verbreiten lassen.

Nach den Prinzipien der freiheitlichen Demokratie darf die Grenze der Meinungsfreiheit erst dort gezogen werden, wo Aufruf zu strafbaren Handlungen erfolgt, insbesondere zur Gewalt. Bei Vermutung falscher Behauptungen liegt die korrekte Lösung dagegen in der Möglichkeit zur Gegendarstellung.

Doch selbst, wenn Gesetzgebung und Rechtsprechung der Gegendarstellung (beispielsweise in sozialen Medien oder in Blogs auf privaten Internetseiten) freien Raum lassen, bleibt Medieninformation insgesamt gesehen so lange ein von Interessen manipuliertes Zerrbild der Wirklichkeit, wie Geldmacht sich in so gigantischem Ausmaß Einfluss auf diesen Kernsektor der Zivilisation verschaffen kann. Als definitive vierte politische Macht gehört das Informationswesen ebenso unter demokratische Kontrolle wie Legislative, Exekutive und Judikative.

 

Die großen Fehler und Erkenntnisse des Karl Marx

Die größten Marxschen Fehler liegen in seiner Positionierung zum Privateigentum und zur revolutionären Gewalt. Ein dritter Irrtum besteht in seinem Zweiklassenmodell, das die Existenz eines Mittelstandes ignoriert bzw. im unscharfen Begriff der Bourgeoisie mit derjenigen einer superreichen Oberschicht vermengt. Das war später der destruktive Ansatzpunkt für Lenin, alle Personen, die nicht dem Proletariat zuzurechnen waren, als ‚Klassenfeinde‘ zu verfolgen. Neben dem Verzicht auf eine Preisbildung am Markt war das Abwürgen der mittelständischen Privatinitiative im Wirtschaftschaftsleben die maßgebliche Ursache für das Scheitern des realen Sozialismus.

Doch im Unterschied zum Autokraten Lenin hat der Freidenker Marx auch einige wertvolle Beiträge zum freiheitlichen Umgang mit Ideen geliefert, wenn auch teilweise in unausgereifter, noch nicht anwendungsfertiger Form.

 

Geschichte nach den Gesetzen der Evolution

Eine seiner Erkenntnisse lautet, dass menschliche Geschichte Evolution darstellt. Mit den bekannten tragischen Konsequenzen hat es Marx versäumt, aus dieser potenzielll wegweisenden Einsicht die Schlussfolgerung abzuleiten, dass geschichtliche Abläufe und politische Entscheidungen, die zu solchen führen, damit auch den Gesetzen der Evolution unterliegen.

Evolution bedeutet Anpassung an Herausforderungen der Umwelt, stets nach dem Muster Veränderung und Bewährungsprobe. Für Menschen bedeutet die Anpassung an ihre Umwelt vor allem diejenige an das Zusammenleben mit Artgenossen. Im Resultat hat das biologische Wesen Mensch nicht etwa verkümmerte Instinkte, wie oft fälschlich behauptet wird, sondern wesentlich mehr und kompliziertere als Tiere. Fast alle davon haben mit dem Umgang mit anderen Menschen zu tun. Die Instinktfülle findet ihren Niederschlag in einer großen Zahl von Begriffen für charakterbedingte Neigungen wie z. B. raffgierig, großzügig, unaufrichtig, empathiefrei, redseelig, repräsentationssüchtig, intrigant oder humorvoll. Zwar wird das Verhalten vom Verstand modifiziert, aber die Impulse entstammen dem emotionalen, dem instinktiven Bereich. Der Verstand liefert eine Strategie, aber die Richtung, in welche das Verhalten führen soll, entscheidet sich auf emotionaler Ebene. 

Das emotionale Charakterprofil ist allerdings keineswegs nur eine genetisch vorprogrammierte Kollektion von Verhaltensneigungen. Vielmehr modifizieren Einflüsse des sozialen Umfeldes, vor allem des Elternhauses und der Schule, die Ausbildung einer inneren moralischen Instanz. Diese von Sigmund Freud als Über-Ich bezeichnete Kontrollistanz stellt eine Mischung aus Gewissen, Ehrenkodex und moralischem Wächter dar. Dieser hat die wichtige Funktion, Menschen davon abzuhalten, ihren instinktiven Bedürfnissen in voreiliger und sozial unverträglicher Weise zu folgen. 

Seit Beginn der Zivilisation und damit dem engeren Zusammenleben in Stadtgesellschaften sind Mitmenschen als Kooperationspartner, aber auch als Rivalen, immer mehr zum überragend wichtigen Umweltfaktor geworden, an den sie sich anzupassen haben, und zwar mit ihrem Verhalten. Die jetzige Hochkonjunktur der Psychologen und Psychiater zeigt das Hinterherhinken der Verhaltensevolution hinter den Veränderungen dieser von Mitmenschen gebildeten Umwelt. Menschliche Evolution ist längst in erster Linie Verhaltensevolution.

Die Menschen haben es selbst in der Hand, durch geeignete Gestaltung ihrer Gesellschaften zugleich die Richtung ihrer Verhaltensevolution zu steuern. Dabei gilt es aus den vergangenen rund 10.000 Jahren seit der Entstehung von Zivilisationen zu lernen. Als deren schlimmstes, nämlich die Freiheit bedrohendes Resultat lässt sich die Neigung der Bürger zur unkritischen Unterordnung unter eine autokratische Obrigkeit identifizieren. Dieses traurige Ergebnis jahrtausendelanger Unterdrückung schien durch die Unabhängigkeit und Verfassung der USA während des 19. Jahrhunderts überwunden zu sein , um demokratischer Freiheit Platz zu machen. 

Doch während des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts haben sich die freiheitlich-demokratischen Nationen des judäo-christlichen Kulturraums auf militaristische Abwege führen lassen, die zusammen mit ihnen selbst auch das Prinzip der Freiheit existenziell gefährden.

Neben seiner biologischen Entwicklung unterhält der Mensch noch eine technische Evolution seiner Produkte, eine Evolution seiner Sprachen und eine Evolution seiner Formen des Zusammenlebens in Gesellschaften. Wie die vielen Bürgerkriege und Kriege zeigen, hat letztere bisher nur äußerst unbefriedigende Resultate hervorgebracht.

Veränderungen gesellschaftlicher Zustände entsprechen biologischen Mutationen und wenn ein neues Gesellschaftsmodell unter Verwendung von Elementen anderer Modelle entsteht, dann entspricht das dem Faktor Rekombination bei der geschlechtlichen Fortpflanzung. Wenn sich das Modell (z. B. das sozialistisch-planwirtschaftliche) anschließend in der Rivalität mit anderen Modellen bewähren muss, dann entspricht das dem Evolutionsfaktor Selektion.

Für jeden, der sich die Welt nicht durch die Mainstream-Medien ‘erklären’ lässt, ist es offenkundig, dass unsere zur Herrschaft der Oligopole verfälschte freiheitlich-demokratische Zivilisation auf dem augenblicklichen Kurs die Bewährungsprobe nicht bestehen kann, sondern auf seine Ablösung durch rivalisierende, autokratische Modelle zusteuert.

Auch für ein solches Scheitern hatte Marx einen Erklärungsansatz, wenn auch keine komplett zu Ende formulierte Erklärung. Er sprach davon, dass im Falle von Wiederholungen in der Geschichte beim zweiten Mal eine Farce vorliegen würde. Die erweiterte Fassung ist die: Wenn historische Fehler begangen werden und sich diese irgendwann wiederholen, dann ist das schon deshalb eine Farce, weil nicht aus der Vergangenheit gelernt wurde.

So steuern wir gegenwärtig auf den 3. Weltkrieg zu, weil aus zwei vorausgegangenen nicht hinreichend gelernt wurde. Dieser wäre sogar der 6. große Europäische Bruderkrieg, denn vor dem 1. Weltkrieg wurde bereits der Krimkrieg (1853-1856) gegen Russland geführt, vor diesem gab es die Napoleonischen Kriege (1792-1815) und davor den 30-jährigen Krieg (1618-1648). Zudem erleben wir bereits den 5. Nahostkrieg.

Auch zur Erklärung einer solchen gesamtgesellschaftlichen Lernresistenz, unter der Fehlerwiederholungen dieser gigantischen Größenordnung möglich sind, hat Marx einen Gedanken beigesteuert, indem er korrekt beobachtete, dass der Zeitgeist einer Epoche stets die Philosophie seiner herrschen Schicht ist – die für die Bedienung ihrer Interessen maßgeschneidert ist.

 

Der große Umbruch

Diese Erkenntnis gewinnt gegenwärtig höchste Aktualität, indem sich ein deutlicher Wandel des Zeitgestes abzeichnet. Wie jede historische Zeitenwende wurzelt auch die gegenwärtige in Machtverschiebungen. Ein Indikatorereignis war der blamable Abzug des US-Militäres aus Afghanistan im August 2021, der – eigentlich unübersehbar – den Zusammenbruch des alten globalen Sicherheitssystems angezeigt hatte. 

Doch die Prediger der zwar widerlegten und abgewirtschafteten, aber noch herrschenden Philosophie, nämlich die Informationsmedien des Mainstream, haben den Menschen diese Wahrheit verschwiegen. Diese über wenige große Nachrichtenagenturen und wenige Medienkonzerne weitgehend gleichgeschalteten Sprachrohre haben auch die Beurteilung der neu geschaffenen Machtkonstellation aus Sicht der Islamisten unterschlagen. Zusätzlich beflügelt durch die Erbeutung  amerikanischer Waffen im Wert von vielen Milliarden Dollar, sehen sich die Taliban zusammen mit anderen Islamisten nun als aufstrebende neue Supermacht und verkünden, nur für taub geschatete westliche Ohren unhörbar, „nach Kabul kommt Rom.“ https://ansage.org/triumph-der-taliban-nach-kabul-kommt-rom-teil-1/

Während die unaufrichtige alte Philosophie, die für diese tauben Ohren und verbundenen Augen der Bürger verantwortlich ist, weiterhin über die riesige Zahl ihrer medialen Sprachrohre verkündet wird, wächst eine Gegenbewegung unaufhaltsam heran. Im Abgleich mit deren rationaler Herleitung von Prinzipien und Werten treten die unausgewogene Parteilichkeit, die Polarisierung, die Unaufrichtigkeit und der plumpe Militarismus ihrer Pseudophilosophie immer deutlicher zu Tage. Bei dieser Pseudophilosophie handelt es sich um die ‚Political Correctness‘, mit welcher sich eine faktische Geldherrschaft zu Lasten der Demokratie und der Freiheit stetig ausbreiten konnte.

Indem die neue Philosophie in der Rückbesinnung auf die Werte und Prinzipien der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wurzelt, verkörpert ihre Wiederbelebung eine zweite Renaissance, eine zweite Wiedergeburt. Die friedliche und harmonische Expansion dieser geistigen Erneuerung nach Jahrzehnten der Absorption falscher, interessengeleiteter Dogmen bestätigt nicht nur die Korrektheit der Marxenschen Regel von der Philosophie der herrschenden Klasse, sie präzisiert diese zugleich: 

Eine autokratische Oberschicht festigt ihre Herrschaft vor allem mit Hilfe kultureller Gewalt (nach der Terminologie von Johan Galtung), nämlich mittels der Oberhoheit über die geltende Weltanschauung. Das war im Mittelalter das Gesetz der ‚gottgewollten‘ Unterordnung der Bürger unter eine Adels- und Königsherrschaft ‚von Gottes Gnaden‘ – ein Kooperationsprodukt von Adel und Kirche.

 

Inoffizielle Macht

Große Teile der früheren Macht des Feudaladels sind nach der Französischen Revolution an einen Geldadel übergegangen. Dieser hatte bereits während des Kolonialzeitalters mittels staatlicher Privilegierung und Aushebelung der fairen Marktwirtschaft einen nie dagewesenen Reichtum akkumuliert. https://www.ft.com/content/7f91753a-e6c7-11e9-b8e0-026e07cbe5b4

Die wirtschaftliche Macht brachte unausbleiblich Zugangsmöglichkeiten zu politischer Macht mit sich, u. a. mittels Heerscharen von Lobbyisten zur Beeinflussung der Gesetzgebung. 

Im Resultat hat eine auf die Interessen oligopolistischer Konzernriesen zugeschnitte Gesetzgebung https://fyialliance.org/2024/12/07/corporate-lobbying-undermines-democracy/ einen effizienten Machtgenerator hervorgebracht, der mehr Geld mittels mehr Macht und mehr Macht mittels mehr Geld in wenigen Händen erzeugt.

Während sich die Bürger unter einer Autokratie nur gewaltsam von Unterdrückern befreien  können – wie z. B. im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg – haben sie in einer freiheitlichen Demokratie die Möglichkeit, eine sich undemokratisch breit machende falsche Philosophie autokratisch ambitionierter Kreise mit rechtstaatichen Mitteln durch eine neue, korrekte zu ersetzen. Das steht jetzt an.

 

Die wiedererwachte Philosophie der demokratischen Nation

Heute stammen die gesellschaftlich tatsächlich fortschrittlichen Ideen nicht aus den professionellen Medien der Konzernriesen, auch nicht von den weltweit Millionen von NGOs Referenz und am wenigsten von den seit Jahrzehnten etablierten Parteien. Vielmehr entstehen die Module für den Aufbau der neuen Philosophie in den sozialen Medien, Blogs und Plattformen der Freidenker. Denn im nur scheinbar chaotischen und scheinbar kurzlebigen Hin und Her der Kommentare und Antworten vollzieht sich ein rascher, nach allen Seiten hin gegenseitiger Lernprozess. Überzeugende Ideen gehen ‚viral‘ und beeinflussen das Denken vieler anderer.

Vor aller Augen, wenn auch den meisten noch nicht bewusst, entwickeln die Bürger selbst im riesigen Netzwerk der allseitigen Kommunikation diese neue Philosophie, eine, die ihren Vorstellungen von Freiheit, von fairem Zusammenleben, von  aufrichtigem Diskurs, von authentischer Rechtsstaatlichkeit und von friedlicher Konfliktlösung entspricht.

Indem diese freiheitliche Entwicklung der herrschenden Philosophie der Political Correctness und ihrer  Diskursverengung  widerspricht, findet nun zwangsläufig ein Wettstreit um die weltanschauliche Oberhoheit statt. Der Austragungsort wird von den Informations- und Kommunikationsmedien gebildet. Dabei stoßen das Antiprinzip der mit großer Medienmacht gepushten ‚politisch korrekten‘ (in Wahrheit die Interessen des MIC und der Konzernoligopole bedienenden) Sichtweise und das Prinzip des freien Marktes der Ideen aufeinander. 

Die Freidenker können  sich auf die Wurzeln ihrer authentisch demokratisch-rechtsstaatlichen Weltanschauung in der Unabhängigkeitserklärung  und Verfassung der USA berufen. Dementsprechend gehören die persönliche Freiheit und Ablehnung obrigkeitsstaatlicher Bevormundung zu ihren Kernanliegen. Wie bereits die russisch-amerikanische Philosophin Ayn Rand (1905-1982) korrekt festgestellt hat, hat das politische Establishment des Westens diese Wurzeln in der Gründerzeit der USA schon lange aus dem Blick verloren und entsprechend keine geschlossene, konsequent angewendete und weiterentwickelte Philosophie mehr vorzuweisen. Stattdessen bedient sie sich zwar positiv besetzter, aber unscharfer Schlagworte. Unter diesen nimmt „Menschenrechte“, namentlich im tadelnden Kontext als „Menschenrechtsverletzungen“ einen Spitzenplatz ein – doch regelmäßig ohne eine Spezifizierung, so dass offen bleibt, welche von den 30 Rechten laut  UNO-Auflistung gemeint sind. 

 

Kontraproduktiver Militarismus

Nicht zuletzt die schwammige Behauptung einer Menschenrechtsverletzung hat neben derjenigen  kommunistischer Umtriebe über Jahrzehnte als Vorwand für internationale Einmischungen durch den britischen und amerikanischen Sicherheitsapparat geliefert, nicht selten mit dem Resultat eines gewaltsamen Regierungswechsels. Ein bis heute folgenschweres Beispiel lieferte der Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Mosadegh im Iran durch MI6 und CIA im Jahr 1953. Über Jahrzehnte hinweg folgten zahlreiche weitere Umstürze in Lateinamerika, der Karibik und in Afrika. 

Willige, an der Strippe der wenigen großen Nachrichtenagenturen im militaristischen Gleichschritt marschierende Medien übernahmen den Part, den allzu gutgläubigen Bürgern solche Verfälschungen des Wählerwillens als Verteidigung von Freiheit und Demokratie zu präsentieren – oft unter dem Vorwand der Eindämmung kommunistischer Umtriebe. Dabei ging es den demokratisch gewählten und dann gewaltsam beseitigten Regierungen im Regelfall nur um die Korrektur sozialer Ungleichgewichte. Außer zum Sturz demokratisch gewählter Regierungen kam es auch zu gigantisch aufwendiger und blutiger militärischer Unterstützung von Diktaturen (so u. a. in Korea und Vietnam mit 3 bzw. 20 Jahren Krieg). 

Es waren Politiker und vor allem unkritische Medien, welche den Bürgern eine hypokrisiefreie, faire und von Privatinteressen unabhängige Sicht auf die politischen Geschehnisse und damit ein rationales Lernen aus historischen Fehlern erschwert bis unmöglich gemacht haben.

Der gegenwärtige weltanschauliche Wettstreit zeigt immer deutlicher den abgenutzten, längst widerlegten und überholten Charakter der alten, vor allem von Politikern und Medienvertrertern vertretenen Philosophie der Political Correctness. Diese ist als eine über mehr als ein Jahrhundert hinweg zunehmend domestizierte Form des Sozialismus identifizierbar. Dessen jüngste Variante, der höchst hypokritische Wokismus, wird allen Ernstes als weltoffen und fortschrittlich präsentiert. 

 

Ein globales Theater

Die Wiederholung historischer Fehler, von Marx treffend als Farce tituliert, begleitete auch den Weg der sozialistischen Bewegung. Wie eingangs erwähnt, stellte schon die Inszenierung der russischen Oktoberrevolution und des anschließenden blutigen Bürgerkrieges einen Schritt zur Manipulation der sozial engagierten Bewegungen dar, und zwar in eine mit den Interessen der Geldaristokratie konforme Richtung. Die Finanzierung des handverlesenen Lenin durch amerikanische Banken https://modernhistoryproject.org/mhp?Article=BolshevikRev&C=11.0 hat ein Pleitesystem etabliert, das geeignet war, die Bürger im Westen von ähnlichen Experimenten abzuschrecken. 

Es war eine Kontrastwelt zum Westen entstanden, eine Kulisse, vor welcher alles im Westen attraktiver erscheinen musste – eine besser funktionierende Demokratie, viel größere persönliche und wirtschaftliche Freiheiten, Mobilität und Wohlstand.

Über diesen Vergleich sahen die westlichen Bürger jahrzehntelang gerne über die Schwächen ihres kapitalistischen Systems hinweg, insbesondere über die wachsende Macht internationaler Konzerne, deren Oligopolstellung es erlaubt, Konsumenten Wucherpreise abzuverlangen, während auf der anderen Seite der Lieferkette kleine Produzenten mit Dumpingpreisen in Bedrängnis gebracht werden, darunter namentlich landwirtschaftliche Erzeuger. 

Im Ambiente der unkritischen Medienwelt wird die Tatsache außerhalb der Wahrnehmung gehalten, dass der Kapitalismus nur den Rest einer seit vielen Generationen fortschreitend ausgehöhlten Marktwirtschaft darstellt. 

Mit dem Fehlen der sozialistischen Vergleichswelt nach Auflösung der Sowjetunion 1991 war ein Hauptmotiv für die Geldaristokratie weggefallen, sich mit weiterer Untergrabung der fairen Marktwirtschaft und der freiheitlichen Demokratie einigermaßen zurückzuhalten. Seither zeigt sich, dass die unter dem integrativ klingenden Schlagwort  Globalisierung ablaufenden Entwicklungen die Begriffe Freiheit, Demokratie, soziale Balance und Rechtsstaatlichkeit einer manipulativ verbogenen Auslegung zuführen. Es ist eine Freiheit, die für Konzerne wächst und für alle anderen Beschränkungen unterworfen wird und es ist eine gefährdete Demokratie, in der wichtige politische Entscheidungen zunehmend in der UNO, in NGOs und in der EU-Kommisssion gefällt werden. Nach dem Muster einer klassischen Geldherrschaft, geschieht dies unter dem Einfluss ultrareicher Finanziers abseits demokratischer Kontrolle.

Die Globalisierung bringt auch eine ‚soziale Balance‘, in der Großbetriebe eigene Leiharbeiterfirmen gründen, um dort die zuvor aus regulärer Beschäftigung entlassenen Mitarbeiter billiger wieder einzusammeln. Und sie steigert die Internationale Diffamierung Israels, während Terroristen zunehmende ‚moralische‘ Rückendeckung erfahren. Auch innenpolitisch gerät die Rechtsstaatlichkeit unter die Räder, indem u. a. Mitglieder von Friedensbewegungen, welche die eskalierenden Waffenlieferungen in die Ukraine kritisieren, beruflich benachteiligt werden.

Seit zu der Lieferung von  Waffen ins Kriegsgebiet auch Ausbildung an denselben getreten ist, wird nach verbreiteter Rechtsauffassung die Grenze vom Geschäftspartner zur aktiven Kriegspartei überschritten. Doch haben Staatsanwälte und Politiker keinerlei Anstalten gemacht, dementsprechend wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Angriffskrieges nach Artikel 23 des deutschen Grundgesetzes aktiv zu werden, denn Russland hat das Verteidigungsbündnis NATO nicht angegriffen.

Solche Entscheidungen nähren die Vermutung, dass im Hintergrund westlicher Politik Kräfte ohne das historische Bewusstsein wirken, dass bereits zwei Weltkriege das Ergebnis nur eines einzigen großen Versäumnisses waren – die Vereinigten Staaten von Europa zu schaffen. Diese Idee des französichen Schriftstellers Victor Hugo hatte Russland ausdrücklich eingeschlossen. Die EU ist dafür nicht nur kein Ersatz, sondern mit ihrer falsch verstandenen ‚europäischen Solidarität‘ in einem europäischen Bruderkrieg ihr potenzieller Totengräber.

 

Die notwendige Renaissance in den USA

Auf der anderen Seite des Atlantik haben unter dem Einfluss der Geldaristokratie ebenfalls desintegrierende Entwicklungen stattgefunden. Hierbei haben sich die USA von ihrem demokratischen Fundament und von der fairen Marktwirtschaft ihrer Gründerzeit immer weiter entfernt. Die Präambel der Verfassung bestimmt die Nation zum Souverän des Landes, welcher die Macht seinen Repräsentanten in Parlament und Regierung anvertraut – als Leihgabe, nicht als Geschenk. 

Doch heutige Politiker treten zunehmend mit dem Gebaren autokratischer Herrscher auf und entziehen sich nach Kräften der demokratischen Kontrolle durch  die Bürger. Dazu haben sie sich Immunität gegen Strafverfolgung zuerkannt und  verstehen es generell, sich vor der Verantwortung für die oft destruktiven Folgen ihrer Entscheidungenn zu entziehen. Unter Verdrehung des demokratischen Prinzips sind es die Bürger, die zunehmend kontrolliert und Beschränkungen ausgesetzt werden. Die generelle Tendenz zum Vorschriftenstaat mit teilweise drakonischen Strafen für Übertretungen, die Entwaffnung der Bürger bei gleichzeitiger paramilitärischer Aufrüstung der Polizei und eine zunehmend unbefriedigende Bekämpfung tatsächlicher Kriminalität geben Anlass zur Sorge.

Bereits Thomas Jefferson, Hauptautor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, hatte zur demokratischen Wachsamkeit aufgerufen: „When governments fear the people, there is liberty. When the people fear the government, there is tyranny." – Wenn Regierungen die Bevölkerung fürchten, herrscht Freiheit, wenn die Bevölkerung die Regierung fürchtet, herrscht Tyranei.

Bereits nach der gegenwärtig noch moderaten Beschädigung der Fundamente der freiheitlichen Demokratie lassen sich gewaltige Kräfte der Beharrung der etablierten Kräfte erkennen. Aus der oft hypokritischen Wahrnehmung dieses Establishments sind Demokratie und Rechtsstaatlichkeit immer dann gesichert, wenn sie selbst an der Macht sind. Diese Selbstwahrnehmung als Demokraten schlechthin steht jedoch im Widerspruch zu der Leichtfertigkeit, mit der sie die Meinungsfreiheit der Bürger einzuengen bereit sind, sobald sie sich deren Kritik ausgesetzt sehen.